1968 – das Ende der Utopie und der Beginn des Selbst: Bernard Pellegrin und Maren Sell
Bernard Pellegrins Roman „Printemps fragile“ (2025) und Maren Sells memoirenartige Erzählung „Tout est là“ (2025) inszenieren je eine persönliche Geschichtsschreibung von 1968, die grundlegend unterschiedliche Interpretationen des „Mai 68“ zutage fördert: Pellegrins „Printemps fragile“ ist ein fiktionales Werk, das die Lebenswege mehrerer Charaktere über ein halbes Jahrhundert hinweg verfolgt und 1968 als einen kollektiven, aber schließlich desillusionierenden Aufbruch zeichnet. Demgegenüber interpretiert Maren Sell, deutsche Journalistin, Schriftstellerin und Verlegerin, die seit den 1960er Jahren in Paris lebt, die Zeit nach 1968 als eine persönliche Befreiung von der Last des deutschen Schweigens über den Holocaust und eine Abkehr von der „revolutionären Hysterie“ des Terrorismus.