Poetiken der Kindheit: Maria Pourchet, Champion (2015)
Maria Pourchets Roman „Champion“ (Gallimard 2015, folio 2019) ist eine wütende Kindheitserzählung in Monologform, eine Geschichte über Gewalt, Einsamkeit – und über die heilende, wenn auch ambivalente Macht der Imagination. Erzählt wird aus der Perspektive des fünfzehnjährigen Fabien Bréckard, der sich in einer Art psychiatrischem Schreibauftrag rückblickend an ein zentrales Jahr seiner Kindheit erinnert. Das Ergebnis ist ein Text, der weniger einen psychologischen Fall als vielmehr eine literarische Poetik der Kindheit vorführt: Kindheit nicht als idyllischer Ursprung, sondern als sprachlich gebrochene Erfahrung von Ausgrenzung, Gewalt und Einsamkeit – und zugleich als Ort poetischer Schöpfung. Die Literatur ist kein Ornament, sondern das Medium, in dem das Kind Subjekt wird.