Poetiken der Kindheit: Mathieu Palain, Sale gosse (2019)

Mathieu Palains „Sale gosse“ (2019) erzählt vor allem zwei Geschichten: die von Marc und die von Wilfried, dem „sale gosse“ – jenem „Drecksgör“, das immer wieder durch die Maschen der Hilfe fällt. Marc, selbst gezeichnet von einer schwierigen Herkunft, versucht in seinem Beruf, eine Generation zu retten, die kaum an Rettung glaubt. Wilfried, der früh mit Gewalt, Drogen und Instabilität konfrontiert wird, sucht im Fußball eine Perspektive, die ihm immer wieder entgleitet. Palains „Sale gosse“ zeigt Kindheit in prekären sozialen Verhältnissen als Brennspiegel gesellschaftlicher Strukturen und individueller Schicksale, er gibt ein Porträt der Verwundbarkeit, der Suche nach Anerkennung und der Sprachlosigkeit am Rand der Gesellschaft. Der Roman erzählt nicht nur vom Scheitern individueller Biografien, sondern entwirft – subtil und ohne falsches Pathos – eine eigene Poetik der Kindheit.

L’art ne valait rien sans doute mais rien ne valait l’art

Picasso ouvrait mes yeux et les yeux de ceux qui, par crainte d’affronter la jouissance de voir, cette concupiscentia oculorum tant redoutée d’Augustin, se débinaient et regardaient ailleurs, et des aveugles en grand nombre que les images laides qui envahissaient l’espace avaient dégoûtés ou endurcis (images laides d’autant plus proliférantes que les hommes avaient de moins en moins leur mot à dire, pris qu’ils étaient dans une folie d’informations en continu pour rien).

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