Wenn man sagt, dass man nichts mehr sagen kann

Alain Robbe-Grillet bei Emmanuelle Lambert

Eine junge Frau kommt nach Paris und entdeckt ein intellektuelles Milieu, eine Männerkaste: den Papst des Nouveau Roman, Alain Robbe-Grillet, und seine Ehefrau Catherine, die eine radikale Freiheit von Sexualität und von Literatur vertreten. Lambert hatte schon das Nachwort zu Catherines Buch Alain geschrieben, 2009 eine Erzählung über ihre Zusammenarbeit mit Robbe-Grillet ein Jahr nach seinem Tod veröffentlicht, Mon grand écrivain. Raphaëlle Leyris interpretiert in Le Monde dieses neuerliche Buch nach 15 Jahren so, dass sich Lambert nicht mehr versteckt, es wird ein Bildungsroman in weiblicher Perspektive, etwa im Kapitel „Heldinnen“. Claire Devarrieux in Libération lobt die Schwebe zwischen Komik und Zuneigung, Empathie und Distanzierung. So wagt Lambert Widerspruch, als Robbe-Grillets letztes Buch Pädophilie und Inzest feiert: Fantasie ist keine Ausrede. Lambert konzediert im Nouvel Observateur aber auch: „Es gibt immer eine Kluft zwischen der Erinnerung an einen Schriftsteller und der Realität seiner Bücher.“ Die Autorin erzählt u.a. vom Bewusstsein des „Rock-Stars der Avantgarde“ für Besitz, Hierarchie und Macht, von den Strukturen der Mitarbeiter am Institut und den feinen akademischen Unterschieden, von den unangemessenen sexuellen Fragen Robbe-Grillets bei ihrer ersten Begegnung im normannischen Schloss, die 36 Kapitel enden mit einem ambivalenten Fest.

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