Koloniale Schatten Indochinas und eine entzweite Familie: Adrien Genoudet

Adrien Genoudets Roman „Nancy-Saïgon“ (Seuil, 2025) beginnt mit der Entdeckung eines traditionellen indochinesischen Gewandes und eines Kartons voller Briefe, die nach der Einäscherung seiner Großmutter Simone Sanzach die Verbindung zwischen Nancy und Saïgon offenbaren. Der Erzähler taucht in die Korrespondenz seiner Großeltern, Simone und des Offiziers Paul Sanzach, ein, die ein „jeu de dupes“ voller Lügen und Ungesagtem enthüllt und durch die rätselhafte Figur Tilleul, dessen Rolle Verlangen und Verbrechen verknüpft, noch komplexer wird. Diese Suche deckt eine tief gespaltene Familiengeschichte auf, geprägt von Pauls moralischem Verfall und Simones zunehmender Einsamkeit, sowie der tragischen Marginalisierung ihrer Tochter Édithe, die als „la fille de trop“ missverstanden und abgelehnt wird. Hiermit entfaltet Genoudet eine vielschichtige Interpretation kolonialer Vergangenheit und persönlicher Traumata, im Verlauf dessen der Erzähler die verborgenen Wahrheiten seiner Familie entschlüsselt und das Gewicht des Schweigens und der Geschichte beleuchtet.

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