Ambivalenz der Sensibilität: Éric Fottorino

Éric Fottorinos Roman „Des gens sensibles“ ist ein Werk der Erinnerung, aber nicht im Sinne nostalgischer Rückschau, sondern als poetische Erforschung einer existenziellen Kategorie. Sensibilität ist im Roman doppelgesichtig: Sie bedeutet Offenheit, eine übersteigerte Empfänglichkeit für Schönheit, Wahrheit, Mitgefühl – zugleich aber macht sie verletzlich, exponiert, bedroht von der Gewalt der Geschichte, der Härte des Literaturbetriebs und der eigenen Selbstzerstörung. Fottorino stellt diese Ambivalenz im Dreiecksverhältnis zwischen Fosco, Clara und Saïd exemplarisch dar. Der Erzähler Jean Foscolani, genannt Fosco, blickt aus zeitlicher Distanz auf seine ersten Jahre in der Pariser Literaturszene der frühen 1990er zurück. Dabei, wird er von der Presseagentin Clara entdeckt und protegiert. Gleichzeitig tritt er in eine intensive Freundschaft mit Saïd, einem algerischen Schriftsteller, der in Frankreich im Exil lebt und zugleich von den Schatten des Bürgerkriegs verfolgt wird. Drei Figuren – drei Modi der Sensibilität: Clara als exzentrische Vermittlerin, die alles für die Literatur gibt; Saïd als politisch Verfolgter, der die Literatur als Zeugenschaft versteht; Fosco als junger Autor, der zwischen Faszination und Unsicherheit seine Stimme sucht.

Die Zerbrechlichkeit der Körper angesichts undurchschaubarer Gefahren

Certains soirs, ou avant de m’endormir, je m’étais mis à revivre notre voyage passé à Florence, avec la sensation que jamais nous ne connaîtrions à nouveau pareils moments d’insouciance et d’harmonie. Ils appartenaient à hier, sans espoir de retour. Ce sentiment de perte m’oppressait. Nous avions vécu comme une expérience normale ce qui ne l’était pas. Un des derniers moments de nos vies d’avant, sans que personne ne nous ait alertés. Personne à moins que Marina A, avec ses performances énigmatiques aux apparences gratuites ou absurdes, ne nous eût montré une voie aux contours énigmatiques. La fragilité des corps face à des dangers insaisissables, notre mortalité de feuilles légères accrochées au fil de la vie quand on nous promettait l’éternité bionique.

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