Kategorie: 2021

Musik-Fiktionen: Kerangal mit Pinget, Garcia und Reza

Maylis de Kerangals „Canoës“ bündelt einige der Dimensionen musikalischer Bezüge bei Pinget, Garcia und Reza, zum einen die semiotisch-formale Strukturierung und Arbeit der intertextuellen Bezüge, dann aber auch die tiefe Verbindung von Musikalität und Körperlichkeit, eigener Identität und musikalischer Erlebnisdimensionen. Resonanz meint, wenn ein Körper mit einem anderen mitschwingt oder mittönt, etwa bei den Bordunsaiten von Lauten.

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Afrika, Europa und der dritte Kontinent

Der senegalesische Autor Mohamed Mbougar Sarr legt mit seinem fünften Buch einen weiteren Baustein seiner politischen Literatur vor, neben Themen bisheriger Bücher wie Migration nach Sizilien (Silence du chœur), Homosexualität im Senegal (De purs hommes), Dschihadismus in der Sahelzone (Terre ceinte) tritt nun mit „La plus secrète mémoire des hommes“ die Literatur selbst in seinen Fokus.

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Kulturelle Aneignung als Tragikomödie der Generationen

Der frisch pensionierte Geschichtsprofessor mit Hang zum Alkohol, geschieden, ist der Protagonist von Abel Quentins zweitem Roman, „Le Voyant d’Étampes“, den die konservative Presse wie der Figaro und Valeurs actuelles bereits als Menetekel der Cancel Culture feiert – Quentin persifliert die medialen Reaktionen auf Jean Roscoffs Buch und nimmt damit auch die Debatte um seinen eigenen Roman vorweg.

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Schüler: verbannter Engel

Jérôme Chantreau schreibt als Lehrer in der fiktionalen Form seine Untersuchung eines realen Todesfalls des Jahres 2013, der seines Schülers Antoine-Bélhazar Jaouen im Baskenland. Dabei will er nicht über die jugendliche Figur einen Sittenroman der zeitgenössischen Gesellschaft schreiben will, sondern konzentriert sich auf den titelgebenden toten Schüler selbst.

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Algerien, inneres Land

In ihrem zweiten Roman „Soleil amer“ befasst sich Lilia Hassaine mit der Frage der Integration (bzw. der Ausgrenzung) der algerischen Bevölkerung der ersten Generation in die französische Gesellschaft zwischen den frühen 1960er und den späten 1980er Jahren: In den späten 1950er Jahren zieht Naja in der Region Aurès in Algerien ihre drei Töchter allein auf, seit ihr Mann Saïd zum Arbeiten nach Frankreich rekrutiert wurde.

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Gleichzeitig zu existieren

Ein einziger Tag, so viele Leben gleichzeitig, sechs Figuren (Vater und Sohn, Dorris, Magda, Ahmad und Stan) in ihren konkreten Lebensmomenten und viele Nebenfiguren werden in Montalbettis Roman „Ce que c’est qu’une existence“ zu einem Chor, zu einer Vielfalt synchroner Existenzen zusammengeführt: ein Rennen, ein Vermissen, ein Krankenhausaufenthalt, eine Migration, ein Umherwandern, und die Autorin komponiert aus der Gleichzeitigkeit dieser Szenen einen rhythmisierten Text.

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Telerealität-Fiktionen von Bellanger und de Vigan

Die beiden Romane von Delphine de Vigan, Les enfants sont rois, und von Aurélien Bellanger, Téléréalité, erscheinen zwanzig Jahre nach dem französischen Einstieg in das neue Fernsehen. Bellangers Ausgangspunkt für sein Buch war nach eigenen Aussagen der Verkauf von Endemol, bei Delphine de Vigan war es die Erkenntnis durch eine Fernsehsehndung, dass es Kinder gibt, die als sehr junge Youtube-Influencer wie Stars gehandelt werden.

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