Lektüren und Texte
mit Kurzauszügen in eigener Übersetzung
von Kai Nonnenmacher
Rubriken
(Les rubriques en français1 ):
Artikel | Eigene Aufsätze zur französischen Literatur der Gegenwart
Besprechungen | Kürzere Einträge zu einem literarischen Text, Kurzbesprechung oder punktuelle Lektüre, Ideen beim Lesen.
Probe | Ein ausgewählter Auszug, eine Stelle, die für sich stehen kann, übersetzt, aber unkommentiert.
Reserve | Ein Text, ein Werk, ein Autor, der wieder aufgeblättert und wieder aufgenommen wird.
Inhalt
- Neue Artikel und Besprechungen
- Laure Gouraige und eine nicht komische Komödie
- Die Jungfrau im lebendigen Diesseits: Kamel Daouds Doppelroman
- Unheil der Reisenden: Jérôme Ferrari
- Die Menschen gebären das Morgen: Régis Jauffret und Hitlers Mutter
- Warten auf Yoann: Laurent Mauvignier, Proches
- Ein besseres Gedächtnis als wir: Mathias Énard, Déserter
- Pascal Quignards Stundenbücher
- Neue Proben
- Reserve: wieder aufgeblättert
Neue Artikel und Besprechungen
Laure Gouraige und eine nicht komische Komödie
„Ich schreibe eine Komödie. Eine nicht komische Komödie. Einen leichten und heiteren Text, aber ohne Humor.“ Laure Gouraiges dritter Roman über den Versuch, heute einen Roman mit Leichtigkeit zu schreiben: „Le livre que je n’ai pas écrit“ (2024).
Die Jungfrau im lebendigen Diesseits: Kamel Daouds Doppelroman
„Am Verhältnis zur Frau zeichnet sich das Verhältnis zur Fantasie, zum Begehren, zum Körper, zum Leben ab.“ Kamel Daouds Roman „Houris“ (2024) lässt sich als Gegengeschichte zu seinem Museumsdialog „Le peintre dévorant la femme“ (2018) lesen: Während hier ein fiktiver körperfeindlicher Djihadist mit der erotischen westlichen Malerei von Pablo Picasso konfrontiert ist, lässt in „Houris“ Daoud eine schwangere Überlebende des algerischen Bürgerkriegs über die Stummheit der Frauen nachdenken, als Geschichte einer einzelnen und kollektiven Wiederauferstehung.
Unheil der Reisenden: Jérôme Ferrari
Der Goncourt-Preisträger Jérôme Ferrari eröffnet 2024 mit „Nord Sentinelle“ eine Trilogie über die Begegnung mit dem Anderssein. Der Korsikaroman der Sippe Romani nimmt einen Mord zum Gegenstand, erweist sich aber zugleich als Gegenüberstellung einer traditional-archaischen Inselwelt mit einer vom Overtourism ruinierten Landschaft und Gesellschaft.
Die Menschen gebären das Morgen: Régis Jauffret und Hitlers Mutter
Das fiktive Tagebuch von Klara Hitler über ihre Schwangerschaft wirft Fragen auf über mögliche Poetiken des Holocaust und über die literarische Figur von Klaras Sohn Adolf Hitler im Werk von Régis Jauffret.
Warten auf Yoann: Laurent Mauvignier, Proches
Im Jahr 2023 erscheinen gleich zwei Romane von Laurent Mauvignier auf Deutsch: sein 500 Seiten starker Roman „Histoires de la nuit“ (2020), außerdem „Des hommes“ (2009). In beiden Fällen problematische Familienarrangements, ebenfalls 2023 kommt Mauvigniers Theaterstück „Proches“ auf die Bühne: ein Sohn, dessen erwartete Rückkehr die Familie zerstören oder enthüllen könnte, wie bei Aischylos, Pasolini, Molière oder Lagarce. Ein Stück aber auch über das Schreiben und die Sprache für die Bühne.
Ein besseres Gedächtnis als wir: Mathias Énard, Déserter
Mathias Énard schreibt über einen fiktiven ostdeutschen Mathematiker, der seinen KZ-Aufenthalt in Buchenwald und seine Liebe dichtend bewältigt und über einen Kriegs-Deserteur, der durch die Wildnis aus seinem Land flieht: 1. Vibrationen aus Odessa – 2. Gespenster in Weimar – 3. Konjekturen und Metafiktion
Pascal Quignards Stundenbücher
Der 12. Band von Pascal Quignards Schreibvorhaben „Dernier Royaume“, das 2002 mit dem prix Goncourt anhob, geht in seinen Reflexionen der Zeit vom reich illustrierten Stundenbuch des Herzogs von Berry aus.
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Neue Proben
Reserve: wieder aufgeblättert
Schiff aus offenem Meer: Philippe Sollers
Philippe Sollers ist am 6. Mai 2023 in Paris gestorben, mit 86 Jahren. Die ersten Todesmeldungen in Deutschland beziehen sich weitgehend nur auf „Femmes“, ein Buch, mit dem der Autor und Literaturtheoretiker 1983 eine zugänglichere Form des Schreibens gefunden hatte. Bücher des 21. Jahrhunderts bleiben zu entdecken: „Passion fixe“ (2000), „Un amour américain“ (Mille et une nuits, 2001), „L’Étoile des amants“ (2002), „Une vie divine“ (2005), „Un vrai roman : mémoires“ (Plon, 2007), „Les Voyageurs du temps“ (2009), „Trésor d’amour“ (2011), „L’Éclaircie“ (2012), „Médium“ (2013), „L’École du mystère“ (2015), „Mouvement“ (2016), „Beauté“ (2017), „Centre“ (2018), „Le Nouveau“ (2019), „Désir“ (2020), „Légende“ (2021), „Graal“ (2022).
Die Öffnung der Höhle: Pierre Michon
Nach einem Vierteljahrhundert veröffentlicht Pierre Michon auf Basis des viel gelobten Textes „La Grande Beune“ 2023 nun ein Diptychon, den Roman „Les deux Beune“, mit einem zweiten Teil des obsessiven Begehrens eines jungen Lehrers in einer Welt vorzeitlicher Höhlen der Dordogne.
Die Nebelkammern des Eric Chevillard
Der jüngste Roman „La chambre à brouillard“ („Die Nebelkammer“, Minuit 2023) von Eric Chevillard gibt Anlass, die poetologische Funktion des Nebels in seinen Texten näher in Augenschein zu nehmen.
Stillstand und Vollendung: Jean-Philippe Toussaint
Stillstand und Vollendung: Jean-Philippe Toussaint, „La disparition du paysage“ und „L’instant précis où Monet entre dans l’atelier“. Die beiden Kurztexte sind explizite Auseinandersetzungen mit dem Sterben und dem aufgeschobenen Abschluss des eigenen Werks.
Anmerkungen
- Les rubriques en français
Article | Des articles sur la littérature française contemporaine ;
Compte-rendu | Des notes plus courtes sur un texte littéraire, une brève discussion ou une lecture ponctuelle, des idées au fil de la lecture ;
Extrait | Un extrait choisi, un passage significatif sans commentaire, accompagné de sa traduction allemande ;
Réserve | Un texte, une œuvre, un auteur, repris et relu.>>>