Standortfreigabe: Technik, Trauer und Obsession
Lucie Ricos GPS (2022) folgt der sozial zurückgezogenen Ariane, die nur widerwillig ihre Wohnung verlässt, um an den Verlobungsfeierlichkeiten ihrer Jugendfreundin Sandrine teilzunehmen. Als Sandrine ihr die Standortfreigabe schickt, wird der digitale Punkt auf dem Smartphone für Ariane zu einer Art Leitfaden, der eine fast magische Nähe suggeriert. Doch am nächsten Morgen ist Sandrine verschwunden, und obwohl ihr verkohlter Körper am Rand eines Sees gefunden wird, bewegt sich der GPS-Punkt weiter – als würde Sandrine noch leben. Ariane steigert sich zunehmend in die Verfolgung dieser Spur hinein, verwischt die Grenze zwischen Realität und Projektion und deutet jede Bewegung als Botschaft, die nur für sie bestimmt ist. Während Polizei, Umfeld und Verlobter im Dunkeln tappen, folgt Ariane dem GPS immer weiter, bis der Punkt sie zu einem finalen Ort führt, an dem ihre Obsession, ihre Trauer und ihr Wunsch nach Bindung in eine letzte, unheilvolle Konfrontation mit der Wahrheit münden.