Die Besprechung widmet sich einem Buch, das seinen Autor beim Denken, Erinnern und Formulieren begleitet. „Quelque chose d’absent qui me tourmente: entretiens avec Pascaline David“ (Minuit, 2025) fasst Gespräche zwischen Laurent Mauvignier und Pascaline David zu einem vielschichtigen Selbstporträt zusammen. David strukturiert den Band als chronologisch-thematische Durchquerung eines literarischen Lebenswegs: von den traumatisch geprägten Anfängen über den mühsam errungenen Zugriff auf die Form bis hin zu einer Poetik, die das Schreiben als tätige, materialbewusste Suche nach Wahrhaftigkeit begreift. Immer wieder schärfen die Dialoge Mauvigniers Einsicht, dass Literatur nur dort entsteht, wo der Autor die kompromittierende Trägheit der gebräuchlichen Sprache hinter sich lässt – ein Gedanke, den er unter anderem mit einem kunsttheoretischen Lehrsatz verbindet, den er aus seiner Jugend erinnert: „Wenn die Farbe ihren Wert hat, ist die Form in ihrer Fülle.“ – Die Gespräche zeigen den Schriftsteller als jemanden, der sich seiner Herkunft ebenso verpflichtet fühlt wie er sich von deren Festlegungen zu lösen sucht, und der das Reale nicht dokumentarisch, sondern durch die organische Logik des Satzes zu erfassen versucht. Mauvigniers Reflexionen über den ersten Sprung ins Leere beim Schreiben von „Loin d’eux“, seine bildhauerisch verstandene Überarbeitungstechnik, sein Umgang mit Räumen, Körpern und Stimmen, aber auch seine Selbstkritik im Dialog mit David lassen das Werk als intime Werkstatt und als Labor literarischer Form sichtbar werden. Die Rezension macht Mauvigniers ästhetisches Denken – das Kreisen um die Fülle der Form, um die Unruhe der fehlenden Sache – in der Spannung zwischen biographischer Erfahrung, ethischer Haltung und poetischer Disziplin sichtbar.
➙ Zum Artikel