À la caisse, une dame à casquette noire pose quatre questions auxquelles mon père répond mais vous avez quoi ? Il se tourne vers maman qui hausse les épaules. Nico ne fait que sourire. Alors mon père me presse du regard, je dois décider. Sur les panneaux, les burgers, les menus, je ne les connais pas, les boissons brillent. À chaque question de la caissière, mon père répète, et en boisson ? et en dessert ? quel accompagnement ? Je m’en sors avec un menu enfant et un extraterrestre qui brille dans le noir.
Claire Baglin, En salle
An der Kasse stellt eine Dame mit schwarzer Mütze vier Fragen, die mein Vater beantwortet, also was haben Sie? Er wendet sich an Mama, die mit den Schultern zuckt. Nico lächelt nur. Dann drängt mein Vater mich mit seinem Blick, ich muss mich entscheiden. Auf den Schildern stehen die Burger, die Menüs, ich kenne sie nicht, die Getränke glänzen. Auf jede Frage der Kassiererin wiederholt mein Vater, und als Getränk? und als Nachtisch? welche Beilage? Ich gehe mit einem Kindermenü und einem Außerirdischen, der im Dunkeln leuchtet, davon.
En salle ist der Bereich, in dem niemand aus dem Team arbeiten möchte. Es ist der Essensbereich der Systemgastronomie – und der Titel des ersten Romans von Claire Baglin, geboren 1998. Die zwei Teile des Textes gehören auf desillusionierende Weise zusammen: Verheißung und Entfremdung, die Kindheit als Tochter eines Arbeiter-Vaters und die Jahre in einer Restaurantkette, so kündigt auch der Verlag Minuit an: „In einem Kindermenü findet man einen gut verpackten Burger, Pommes frites, ein Getränk, Soßen, ein Spielzeug – ein Traum. Und dann, einige Jahre später, bereitet man die Bestellungen am Drive-In vor, wischt die Tische ab, gehorcht den Managern: Man arbeitet im Fastfood-Restaurant.“ 1
Der dokumentarische Blick dieses Sozialromans zeigt uns die weibliche Arbeitswelt im Fastfood und das Leben des Vaters als Wartungsarbeiter in der Fabrik ohne explizite Deutung, ohne vordergründige Kritik berichtet sie die Abläufe, die Hierarchien, die Verformungen der Körper:
L’invasion a commencé par le pouce préhenseur. Il a blanchi sous l’effet du désinfectant pour dispositifs médicaux non invasifs, celui utilisé pour nettoyer les plateaux, et puis ma main s’est parée d’une corne reconnaissable entre toutes, une corne poncée, adoucie et massée par les crèmes mais qui ne partira plus jamais. Chaque jour, Chouchou me met à l’accueil, là où les plateaux et chevalets s’entassent, et je commence le service sans regarder le planning d’affectation. Chouchou ne me lâchera plus. Je sors des vestiaires et passe directement chercher mon chiffon à la plonge : je sais que je suis en salle.
Les pouces des équipières en salle blanchissent, c’est un fait, les peaux se décollent et s’effritent lorsqu’elles se lavent les mains. Je demande des gants mais ils ne sont pas recommandés en temps de covid, tu nettoies une surface sale avec tes gants, tu touches un plateau client avec les mêmes gants, c’est mort. Sous le chiffon comptoir pendant cinq heures, sous ce chiffon humide qui sert à nettoyer tables, plateaux, chevalets et bornes, la main paraît intacte. Ce n’est que le matin, à la lumière du soleil, qu’on constate le décollement, il suffit de frotter ses doigts contre sa paume pour qu’ils s’émiettent. Très vite il est midi. La porte s’ouvre et se ferme, une équipière enfile son pantalon, ses surchaussures recouvrent déjà ses baskets et quelqu’un a vu la trame ? Sur un plan de travail en cuisine, nos prénoms sont inscrits dans des rectangles par un manageur qui décide, voilà la trame, un plan du restaurant et nos prénoms mal écrits. Seuls les équipiers privilégiés espèrent encore, devant la trame, être à un meilleur poste que la veille. Les nouveaux savent très bien à quel service ils sont affectés.
L’invasion ne concerne pas Chouchou. Ses pouces sont intacts et quand je lui montre les miens qui s’effritent, elle va faire sa pause cigarette. Seuls les bords de ses ongles sont recouverts d’un vernis blanc, assorti à la coque de son téléphone. Le soir, quand elle l’applique, elle doit saupoudrer des paillettes avant que le vernis sèche.
Claire Baglin, En salle
Die Verformung begann mit der Spitze des Daumens. Er wurde durch das Desinfektionsmittel für nichtinvasive Medizinprodukte, das zum Reinigen der Tabletts verwendet wird, weiß, und dann schmückte sich meine Hand mit einem unter allen erkennbaren Horn, einem Horn, das ich zwar abgeschliffen, weich gemacht und mit Cremes massiert habe, das aber nie mehr weggehen wird. Jeden Tag setzt mich Chouchou an die Empfangstheke, wo sich die Tabletts und Tafeln stapeln, und ich beginne meinen Dienst, ohne auf den Einsatzplan zu schauen. Chouchou lässt mich nicht mehr los. Ich komme aus der Umkleidekabine und hole direkt meinen Lappen aus der Spülküche: Ich weiß ja, dass ich im Essbereich bin.
Die Daumen der Teamfrauen im Essbereich werden weiß, das ist eine Tatsache, die Haut löst sich ab und zerkrümelt, wenn sie sich die Hände waschen. Ich frage nach Handschuhen, aber die sind in Zeiten von Covid nicht empfehlenswert, du reinigst eine schmutzige Oberfläche mit deinen Handschuhen, du berührst ein Kundentablett mit denselben Handschuhen, das ist lebensgefährlich. Für fünf Stunden scheint die Hand intakt unter dem Thekentuch, unter dem feuchten Tuch, mit dem Tische, Tabletts, Tafeln und Terminals gereinigt werden. Erst am Morgen, im Sonnenlicht, stellt man die Ablösung fest. Es reicht, die Finger an der Handfläche zu reiben, damit sie zerbröseln. Sehr schnell ist es Mittag. Die Tür öffnet und schließt sich, eine Teamkollegin zieht ihre Hose an, ihre Überschuhe bedecken bereits ihre Turnschuhe, hat jemand überhaupt das Muster gesehen? Auf einer Arbeitsfläche in der Küche werden unsere Vornamen von einem Manager, der entscheidet, in Rechtecke geschrieben, das ist das Raster, ein Plan des Restaurants und unsere Vornamen falsch geschrieben. Nur die privilegierten Teammitglieder hoffen angesichts des Rasters noch, auf einem besseren Posten als am Vortag zu sein. Die Neuen wissen ganz genau, in welche Abteilung sie eingeteilt werden.
Die Verformung betrifft Chouchou nicht. Ihre Daumen sind intakt, und als ich ihr meine zerbröselnden Daumen zeige, geht sie in die Zigarettenpause. Nur die Ränder ihrer Nägel sind mit einem weißen Lack überzogen, der zur Hülle ihres Handys passt. Wenn sie ihn abends aufträgt, muss sie Glitzer darüber streuen, bevor der Nagellack trocknet.
Alternierend lernen wir Kindheit und Erwachsenenleben der Ich-Erzählerin kennen, die strengen Einweisungen, die Überwachungskameras, den Druck am Arbeitsplatz. Johan Faerber deutet diese Schreibweise in seiner Rezension: „Claire Baglin entscheidet nicht für ihren Leser, sie ist nicht sozial engagiert, sie hat diese doppelte Geschichte erlebt, sie ist hier nicht als Soziologin oder Ethnologin auf einem Feld, sie macht keine Notizen, sie protokolliert weniger Tatsachen als Handlungen, […] ohne ihnen einen offensichtlichen Sinn oder eine bequemere Tragweite zu geben. Dennoch ist die soziale und politische Dimension vorhanden, mächtig, unbestreitbar, ohne dass sie uns diktiert wird. Alles wird von einer scharfen, verblüffend klaren Aufmerksamkeit für Details (die nie welche sind), Situationen und Dialoge bestimmt.“ 2
Das Schreiben erscheint hier fast nur als Unterschreiben von Formularen, Verträgen und Arbeitsvorgängen. Jedoch: Als Mädchen denkt sie sich Geschichten um die Heldin Natascha aus, die entfernt von ihren Eltern im Wald lebt. Der Computer stürzt ab, eine vielleicht bedeutsame Szene, um die Struktur des Buches zu verstehen:
Plus tard je recopie l’histoire sur l’ordinateur familial, celui qui trône au milieu de la chambre de mes parents. Les garçons s’enfuient en courant, Natacha est couchée au milieu de la ruelle mais sa mère psychologue la comprendra mieux que personne, le chien-loup arrivera, mais l’écran de l’ordinateur devient bleu, j’appelle mon père, il faut que je termine l’histoire. Il répète je vais le réparer, je l’ai récupéré à la déchetterie, je sais comment le réparer mais l’écran de l’ordinateur s’éteint. Mon père insère des CD, tape plusieurs combinaisons de chiffres et de lettres et je quitte la chambre épouvantée. Quelques heures après, il frappe à la porte et vient me retrouver avec un grand sourire, j’ai réinitialisé l’ordi, j’ai tout sauvegardé sur une disquette. Mais, quand je retourne à l’ordinateur, l’histoire que j’étais en train d’écrire a disparu. Je cherche dans les fichiers mais seules les photos sont rescapées. Mon père continue de répéter j’ai réparé j’ai réparé, mon père continue de mentir.
Claire Baglin, En salle
Später schreibe ich die Geschichte auf dem Familiencomputer ab, dem Computer, der in der Mitte des Schlafzimmers meiner Eltern thront. Die Jungs rennen weg, Natascha liegt mitten in der Gasse, aber ihre Mutter, eine Psychologin, wird sie am besten verstehen, der Wolfshund wird kommen, aber der Bildschirm des Computers wird blau, ich rufe meinen Vater an, ich muss die Geschichte zu Ende schreiben. Er versichert wieder, ich werde ihn reparieren, ich habe ihn von der Müllhalde geholt, ich weiß, wie man ihn repariert, aber der Computerbildschirm geht aus. Mein Vater legt CDs ein, tippt mehrere Zahlen- und Buchstabenkombinationen ein und ich verlasse entsetzt das Zimmer. Ein paar Stunden später klopft er an die Tür und kommt mit einem breiten Grinsen zu mir, ich habe den Computer zurückgesetzt und alles auf einer Diskette gespeichert. Aber als ich wieder an den Computer gehe, ist die Geschichte, die ich gerade geschrieben habe, verschwunden. Ich durchsuche die Dateien, aber nur die Fotos sind übrig geblieben. Mein Vater wiederholt immer wieder ich habe repariert ich habe repariert, mein Vater lügt weiter.
Philippe Lançon lobte in Libération „Was En salle so wertvoll macht, ist sein Tempo, seine Präzision, seine zurückgenommene Wut, sein Humor und seine Strenge in den Situationen, Porträts und Dialogen: eine wilde, von der Sprache getragene Aufmerksamkeit.“ 3
L’équipière au drive me prépare un gobelet, elle dit je te pose ça juste là. Les commandes s’espacent, je prends le gobelet et m’éloigne pour boire pendant qu’un collègue me réapprovisionne en sachets. Les équipiers se pressent toujours autour des friteuses, s’empressent de combler les désirs et besoins de celui qui y travaille comme pour s’excuser un peu. Certains me disent courage, ils savent que mes mains sont polies par le sel et que je ne pense plus depuis quelques heures mais je ne veux rien d’autre que rester là où je suis. Je n’espère plus le drive, accaparé par les anciens et ceux qui font des heures supplémentaires, je ne redoute que la salle et le vide qu’elle crée en moi. Aux frites, l’automatisme m’empêche de réfléchir.
Claire Baglin, En salle
Die Mitarbeiterin am Drive-In bereitet mir einen Becher vor und sagt, ich stelle dir das hier hin. Die Bestellungen werden weniger, ich nehme den Becher und gehe weg, um zu trinken, während ein Kollege mir die Tüten nachfüllt. Die Teamkollegen drängen sich immer noch an den Fritteusen, beeilen sich, die Wünsche und Bedürfnisse desjenigen zu erfüllen, der dort arbeitet, als wollten sie sich ein wenig entschuldigen. Einige sprechen mir Mut zu, sie wissen, dass meine Hände vom Salz geschliffen sind und dass ich seit einigen Stunden nicht mehr denke, aber ich will nichts anderes, als dort zu bleiben, wo ich bin. Ich hoffe nicht mehr auf die Position am Drive, der von den alten Hasen und denen, die Überstunden machen, in Beschlag genommen wird, ich fürchte nur noch den Essbereich und die Leere, die er in mir erzeugt. Bei den Pommes frites verhindert der Automatismus, dass ich nachdenke.
Olivier Mony hat die Kraft einer solchen Anschaulichkeit solcher in sich leeren Szenen betont: „Echte Leser wissen, dass der Text immer stärker ist als das, was er heraufbeschwört, dass das Thema nur durch die Schrift, die davon zeugt, wertvoll ist. Der Text von Claire Baglin beeindruckt durch seine Frontalität und seine Genauigkeit.“ 4 Einmal heißt es über die neuen Kolleginnen: „Sie träumen, während sie die Toiletten desinfizieren.“ 5 Ein Gegenort der Träume scheint allerdings nur leise und sehr bescheiden in dieser lauten Welt auf:
Je rêve que quelqu’un me susurre à l’oreille il est l’heure tu peux partir. Je rêve de mots chuchotés mais tous parlent fort. Les commandes s’espacent, le directeur remet sa veste parce qu’il va partir, les manageurs allument les lumières de la terrasse, les équipiers se préparent à l’assaut de la nuit.
Claire Baglin, En salle
Ich träume davon, dass mir jemand ins Ohr flüstert, es ist Zeit, du kannst gehen. Ich träume von geflüsterten Worten, aber alle sprechen laut. Die Bestellungen werden weniger, der Geschäftsführer zieht sein Jackett an, weil er gleich gehen wird, die Manager schalten die Lichter auf der Terrasse ein, die Mitarbeiter bereiten sich auf den nächtlichen Angriff vor.
Kai Nonnenmacher
- „Dans un menu enfant, on trouve un burger bien emballé, des frites, une boisson, des sauces, un jouet, le rêve. Et puis, quelques années plus tard, on prépare les commandes au drive, on passe le chiffon sur les tables, on obéit aux manageurs : on travaille au fastfood.“>>>
- „Claire Baglin ne décide pas pour son lecteur, elle ne fait pas du social, elle a vécu cette double histoire, elle n’est pas ici sur un terrain en sociologue ou ethnologue, elle ne prend pas de notes, elle consigne moins des faits que des actions, […] sans leur donner un sens évident ou une portée confortable. Pour autant, la dimension sociale et politique est bien là, puissante, indéniable sans nous être dictée. Tout passe par une attention aiguisée, sidérante de lucidité, aux détails (qui n’en sont jamais), aux situations et aux dialogues.“ Johan Faerber, „Claire Baglin : « Je n’y allais pas pour faire un reportage » (En salle)“, Diacritik, 5. September 2022.>>>
- „Ce qui fait la valeur d’En salle est son rythme, sa précision, sa colère rentrée, son humour et sa rigueur dans les situations, les portraits, les dialogues : une attention sauvage, portée par le langage.“ Philippe Lançon, „Le roman «En salle» de Claire Baglin: «L’odeur de friture nous parvient à travers la porte, l’odeur de la fête»“, Libération, 17. Juli 2022.>>>
- „Les vrais lecteurs savent que le texte est toujours plus fort que ce qu’il évoque, que le sujet ne vaut que par l’écriture qui en témoigne. Celle de Claire Baglin impressionne par sa frontalité et sa justesse.“ Olivier Mony, „Claire Baglin, „En salle“ : Vingt fois sur le métier“, Livreshebdo.fr, 3. September 2022.>>>
- „Elles rêvent quand elles désinfectent les toilettes.“ Claire Baglin, En salle.>>>