Poetiken der Kindheit: Sébastien Dulude, Amiante (2024)

Sébastien Duludes Roman „Amiante“ (2024) erzählt die Kindheit von Steve Dubois in der kanadischen Bergbaustadt Thetford Mines – einem Ort, der vom Asbestabbau ökologisch und sozial verseucht ist. In einer Welt aus Gewalt, Krankheit und schwelender Resignation findet Steve im gleichaltrigen Charlélie Poulin eine existentielle Freundschaft: gemeinsam bauen sie Baumhäuser, streifen durch verwüstete Landschaften und teilen erste, zarte Erfahrungen körperlicher Nähe. Die episodische, fragmentarische Struktur von „Amiante“ spiegelt die poetische Arbeit der Erinnerung: Dulude zeigt die Kindheit als durchdrungen von Verletzlichkeit, Schönheit, Gefahr und Sinnlichkeit. Körperliche Erfahrungen – Hitze und Staub, Verletzungen, Berührungen – prägen das Erleben und formen eine frühe Wahrnehmungsintensität, die der Ursprung poetischer Sprache wird. Der Artikel untersucht, wie Dulude die Kindheit nicht nostalgisch verklärt, sondern sie als dynamischen Ursprungsraum des Erzählens darstellt – als eine Erfahrungsform, in der die ersten Impulse von Sprache, Imagination und Verlust ineinander greifen. „Amiante“ ist ein melancholisches, kraftvolles Buch über Kindheit im Angesicht einer toxischen Welt – und über die Möglichkeit, durch Sprache das Flüchtige zu bewahren.

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Poetiken der Kindheit: Nathacha Appanah, La mémoire délavée (2023)

Nathacha Appanahs autofiktionales Werk „La mémoire délavée“ (2023) ist eine vielstimmige Spurensuche nach familiärer Herkunft, kolonialer Geschichte und Identität. Im Zentrum steht die literarische Aufarbeitung der Geschichte der eigenen Vorfahren, die als indische Vertragsarbeiter (engagés) im 19. Jahrhundert auf die Insel Mauritius kamen. Der Titel verweist dabei bereits auf das Hauptmotiv: die verwaschene, verblasste Erinnerung – sowohl individuell als auch kollektiv –, die durch mündliche Überlieferung, familiäre Anekdoten, Lücken und Archive hindurch rekonstruiert werden muss. Diese Suche ist zugleich eine Rückkehr zur eigenen Kindheit: Zurück zu einer Zeit in Piton, einem mauritischen Dorf, zu einer Kindheit in einer von Schweigen, Fragmenten und unausgesprochenen Traumata geprägten Familiengeschichte. Die Kindheit erscheint in diesem Text als biographischer Ursprung, als literarischer Ausgangspunkt und als epistemologischer Horizont: Durch das kindliche Staunen, die sensorische Weltwahrnehmung, die existenziellen Fragen des Kindes, das wissen will, „woher wir kommen“, formt sich der Text zu einem poetischen Gedächtnisraum.

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Poetiken der Kindheit: Mathieu Palain, Sale gosse (2019)

Mathieu Palains „Sale gosse“ (2019) erzählt vor allem zwei Geschichten: die von Marc und die von Wilfried, dem „sale gosse“ – jenem „Drecksgör“, das immer wieder durch die Maschen der Hilfe fällt. Marc, selbst gezeichnet von einer schwierigen Herkunft, versucht in seinem Beruf, eine Generation zu retten, die kaum an Rettung glaubt. Wilfried, der früh mit Gewalt, Drogen und Instabilität konfrontiert wird, sucht im Fußball eine Perspektive, die ihm immer wieder entgleitet. Palains „Sale gosse“ zeigt Kindheit in prekären sozialen Verhältnissen als Brennspiegel gesellschaftlicher Strukturen und individueller Schicksale, er gibt ein Porträt der Verwundbarkeit, der Suche nach Anerkennung und der Sprachlosigkeit am Rand der Gesellschaft. Der Roman erzählt nicht nur vom Scheitern individueller Biografien, sondern entwirft – subtil und ohne falsches Pathos – eine eigene Poetik der Kindheit.

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Poetiken der Kindheit: Maylis Adhémar, L’école est finie (2025)

„L’école est finie“ von Maylis Adhémar (Stock, 2025) erzählt die Geschichte des neunjährigen Al, der sich im südfranzösischen Dorf Cos gegen die Härte und Gängelung des Schulsystems zur Wehr setzt. Gemeinsam mit seiner Freundin Adeline gründet er die geheime „ACE“ – die Association Contre École – und erschafft sich im verlassenen Fort Barbaresque eine eigene, poetische Gegenwelt. Dort erleben die Kinder Abenteuer, pflegen Rituale, begraben einen Vogel und schreiben ihre Geschichten in die Wände – fern von den Erwartungen der Erwachsenen. Al beobachtet die Welt der Erwachsenen mit kritischem Blick: Schule, Familie, Geschichte und Politik erscheinen als Zonen der Disziplin, der Entfremdung, aber auch der Erinnerung. Der Roman ist eine poetische Hommage an die rebellische Kraft der Kindheit und die Sehnsucht nach Freiheit, Zugehörigkeit und eigener Wahrheit. Maylis Adhémars „L’école est finie“ entfaltet auf fesselnde und zugleich poetisch intensive Weise eine Kindheit in den 1990er Jahren in einem südfranzösischen Dorf. In der Gestalt des neunjährigen Protagonisten Al zeichnet die Autorin nicht nur eine Kindheit voller Abenteuer und Widerstände, sondern auch ein komplexes Bild vom Verhältnis zwischen individueller Freiheit, institutioneller Gewalt und poetischer Imagination.

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Groteske Republik: Nathalie Quintane

Nathalie Quintane (geb. 1964), ist eine Poetin, Schriftstellerin und Lehrerin an einem Collège in Digne. Mit ihrem Roman „Tout va bien se passer“ (2023, dt. Alles wird gut) legt sie ein Werk vor, das auf außergewöhnliche Weise literarische Formen, historische Reflexion, postmoderne Ironie und eine scharfe politische Analyse verknüpft. Im Zentrum steht eine groteske Szene: Ein Minister, reduziert auf seinen Torso, durchquert Paris auf dem Weg zum Elysée-Palast. Begleitet wird er vom Blick der Erzählerin sowie von historischen und fiktiven Stimmen, insbesondere Lucile Franque, einer realen, aber nahezu unbekannten Malerin des 18. Jahrhunderts, die in den Roman als Zeitreisende eintritt. Der Roman führt uns durch den Elysée, nicht als Ort staatlicher Würde, sondern als Bühne absurder Repräsentationsrituale. Der Roman entfaltet ein Textgewebe aus szenischen Miniaturen, essayistischen Einschüben, surrealen Passagen, komischer Überzeichnung und dokumentarischer Akribie. Der Ministertorso steht für eine Politik, die keine Integrität mehr besitzt, sondern zur bloßen Hülse degradiert ist. Der Élysée wird zum Palast der leeren Zeichen, zur Attrappe einer Demokratie, in der nur noch symbolische Gesten zirkulieren.

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Kippmomente bei Erwan Desplanques

Erwan Desplanques’ Erzählband „La part sauvage“ (2024) vereint zehn Kurzgeschichten, die in ihren feinen, psychologisch dichten Momentaufnahmen das Porträt einer Generation zeichnen, die zwischen Anpassung und Selbstverlust, zwischen ironischer Weltklugheit und innerer Müdigkeit schwankt. Allen Geschichten ist ein spezifischer struktureller und thematischer Angelpunkt gemeinsam: der Kippmoment. Es handelt sich dabei um einen Moment der Veränderung, der Konfrontation oder der Erkenntnis, der den Figuren – oft schmerzhaft, oft leise – einen anderen Blick auf sich selbst oder ihre Welt eröffnet. Aus der Summe dieser Brüche, Übergänge und Erschütterungen ergibt sich eine tiefergehende Reflexion über das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, zu seinen Beziehungen und zur Gegenwart.

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Wildheit oder Ökopolitik: Corinne Royer

In „Ceux du lac“ (2024) erzählt Corinne Royer die Geschichte einer sechsköpfigen Roma-Geschwistergruppe, ihres Vaters und des alten Hundes Moroï, die in einer Hütte am Rand eines Sees in der Nähe von Bukarest leben. In diesem verwilderten Naturraum haben sie sich eine Existenz jenseits der Gesellschaft aufgebaut. Während Sasho, Naya und ihre Brüder in der Dâmbovița Fische fangen und die Poesie aus den Büchern der Tante Marta entdecken, leben sie in bewusster Abgrenzung zu den städtischen Normen – ein Dasein am Rand, aber voller innerer Freiheit und intensiver Beziehung zur Natur. Diese fragile Idylle gerät ins Wanken, als die Behörden das Gebiet zu einem offiziellen Naturschutzreservat erklären wollen und die Familie zur Räumung auffordern. Die Șerbans stehen plötzlich vor der Enteignung ihres Lebensraums, ihres „schönsten Ortes“, der für sie nicht nur Heimat, sondern ein eigenes kleines Reich bedeutet. Inspiriert von einer wahren Begebenheit erzählt der Roman von einem erzwungenen Abschied, der zugleich metaphorisch für das Verschwinden einer ganzen Lebensweise steht. Die Autorin merkt in einer Notiz an, dass das Văcărești-Delta im Mai 2016 offiziell zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, nachdem eine Roma-Familie von den Behörden zwangsweise umgesiedelt und von den Sozialdiensten in der Stadt untergebracht worden war. Obwohl dieser Text von diesen realen Ereignissen inspiriert ist, handle es sich aber um ein Werk der Fiktion. Royer zeichnet mit poetischer Kraft das Bild einer Familie, die in einer Gesellschaft lebt, die vorgibt zu schützen, aber dabei zerstört.

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Poetiken der Kindheit: Emmanuel Carrère, La classe de neige (1995)

Emmanuel Carrères 1995 erschienener Roman „La classe de neige“ ist ein psychologischer Roman, der in einem scheinbar harmlosen Setting – einer Klassenfahrt in ein Skilager – die existenzielle Angst eines Kindes entblößt. Was wie eine einfache Kindheitsgeschichte beginnt, entpuppt sich als düsterer Trip durch die Innenwelt eines Jungen, der sich mehr und mehr vom realen Geschehen entfernt und in einem Albtraum aus Schuld, Furcht, Fremdheit und Gewalt versinkt. Carrères Roman entwirft eine dunkle Poetik der Kindheit: Keine verlorene Unschuld, sondern ein permanenter Ausnahmezustand, in dem das Kind mit Erfahrungen konfrontiert ist, die es kaum zu verarbeiten vermag.

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Kolonialismus im Roman noir: Thomas Cantaloube

Während Thomas Cantaloubes „Requiem pour une République“ den Algerienkrieg ins Zentrum stellt und „Frakas“ die neokolonialen Machenschaften der Françafrique beleuchtet, widmet sich „Mai 67“ der wenig bekannten, aber historisch bedeutsamen Repression auf Guadeloupe im Jahr 1967. Mit diesem Band gelingt Cantaloube ein Werk, das zugleich Politthriller, literarische Anklage und eindringliche Auseinandersetzung mit den strukturellen Gewaltverhältnissen der Fünften Republik ist.

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Der Beginn des Neuen Staats: Jérôme Leroy

„La petite fasciste“ von Jérôme Leroy setzt sich mit der ideologischen Prägung, der sozialen Determination und der persönlichen Emanzipation der Protagonistin Francesca Crommelynck auseinander: Der Roman entwirft das Porträt einer jungen Frau, die in einem extrem rechten Milieu aufwächst und sich zunächst mit dessen Ideologie identifiziert, bevor sie durch persönliche Erfahrungen und Verluste zunehmend in einen kritischen Reflexionsprozess gerät. Inwieweit kann „La petite fasciste“ als Dekonstruktion extremistischer Denkmuster gelesen werden? Der Roman zeichnet ein düsteres Bild eines polarisierten Frankreichs, in dem soziale Spannungen, politische Radikalisierung und kulturelle Konflikte eskalieren. Leroy beschreibt eine Gesellschaft, die von latenter Gewalt und ideologischen Kämpfen geprägt ist. Damit reiht sich „La petite fasciste“ in das literarische Schaffen des Autors ein, der in Werken wie „Le Bloc“ ähnliche Themen behandelt.

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Patrick Chamoiseau in der neuen Weltordnung

Während Patrick Chamoiseau in seinem neuesten Buch „Que peut Littérature quand elle ne peut“ (2025) sein Werk und seine Thesen einerseits bekräftigt, stellt er sie in einer Reflexion über die veränderten politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen der Gegenwart zugleich neu zur Debatte. Patrick Chamoiseau bleibt vielen seiner Grundüberzeugungen treu, doch die Art und Weise, wie er die Welt betrachtet und interpretiert, hat sich deutlich verändert. Während er früher vor allem postkoloniale Fragen der Identität, der Kreolisierung und der kulturellen Hybridität in den Mittelpunkt stellte, erweitert er nun seinen Blick auf globale Herausforderungen wie Digitalisierung, algorithmische Steuerung von Wissen, ökologische Krisen und die Bedrohung durch totalisierende politische Narrative.

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Yannick Haenel und Francis Bacon

Die Kunst Francis Bacons ist ein Schrei: Seine Bilder, geprägt von Fleischlichkeit, verzerrten Gesichtern und schattenhaften Existenzen, drücken das Menschliche in einer fragilen, aber auch gewaltträchtigen Form aus. Yannick Haenels literarische Annäherung an Bacons Werk in „Bleu Bacon“ ist ein kompromissloses Eintauchen in die Grundlagen dieser Bilder. Der Text selbst wird zu einer Art performativer Kunst, einer sprachlichen Spiegelung der Bacon’schen Deformationen, Verzerrungen und existenziellen Dringlichkeiten.

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Donald Trump, Geschichtspolitik und Wissenschaftsfreiheit bei Perrine Tripier

In ihrem zweiten Roman „Conque“ (2024) konfrontiert Perrine Tripier die Historikerin Martabée mit einem fanatischen Empereur, der die Geschichte für seine politischen Zwecke instrumentalisieren will. Die Handlung spielt in einer unbestimmten, windgepeitschten Küstenregion, wo archäologische Ausgrabungen Spuren der Morgonden zutage fördern – eines längst verschwundenen, als glanzvoll idealisierten Volkes: die Überreste der Morgondes, jahrtausendealter Seekrieger. Die Historikerin wird herangezogen, um die Funde zu interpretieren und eine narrative Verbindung zwischen den archäologischen Entdeckungen und dem nationalen Selbstverständnis herzustellen. Dabei steht jedoch nicht die wissenschaftliche Genauigkeit im Vordergrund, sondern die Konstruktion eines Gründungsmythos, der das zerfallende Reich stabilisieren soll. Während die Forscher eine komplexe Zivilisation freilegen, deren Spuren – darunter monumentale Walfangriten – faszinierend und zugleich verstörend sind, wird Martabée zur Schlüsselfigur in einem politischen Spiel. Sie erhält Privilegien, wird hofiert und in eine Rolle gedrängt, die sie dazu zwingt, fehlende Informationen mit spekulativen Elementen zu füllen. Doch es fällt auf, dass Frauen und Kinder in den Funden fehlen – eine Leerstelle, die Martabée zum Nachdenken bringt.

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Zoomer à mort: Grégoire Bouillier über Monets Seerosen

Während eines Besuchs im Musée de l’Orangerie in Paris, wo Monets Nymphéas ausgestellt sind, erleidet der Erzähler eine plötzliche Angstattacke. Dieses unerwartete Unwohlsein steht im Gegensatz zur allgemeinen Wahrnehmung dieser monumentalen Werke, die oft als Symbol für Frieden, Meditation und Harmonie verstanden werden. Doch anstatt das Gefühl schnell abzutun, begibt sich Bouillier auf eine obsessive Suche nach dessen Ursache. Der Text wird zu einer Art künstlerischer Detektivgeschichte, in der der Erzähler – in der Rolle des Detektivs Bmore – den Verdacht entwickelt, dass Monet etwas in seinen Bildern verborgen haben könnte. Diese Grundannahme führt zu einer Untersuchung, die sich nicht nur mit der Kunst Monets, sondern auch mit Fragen der Wahrnehmung, der Kunstgeschichte und der historischen Dimension von Kunst auseinandersetzt. Grégoire Bouilliers „Le Syndrome de l’Orangerie“ vereint essayistische Reflexion, detektivische Recherche, autobiografische Erinnerungen und kunstkritische Analysen zu einer außergewöhnlichen Erzählform.

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Parataxe und Labyrinth: Traumapoetik bei Olivia Rosenthal

Olivia Rosenthals „Une femme sur le fil“ ist eine radikale literarische Reflexion über die Sprache, in der die Fragmentierung von Erinnerung, das Wiederholungsprinzip und die Unmöglichkeit eines linearen Erzählens die Zerrissenheit traumatischer Erfahrung erfahrbar machen. Zoés Geschichte wird in nummerierten Fragmenten erzählt, die oft abrupt abbrechen und keine klare narrative Kontinuität aufweisen. Dies spiegelt nicht nur ihre innere Zerrissenheit wider, sondern thematisiert auch die Grenzen der Sprache selbst. Zoé wird in ihrer Kindheit von ihrem Onkel missbraucht, was sie in ein Leben der Unsicherheit und Angst stürzt. Ihr Alltag ist geprägt von dem Versuch, der bedrängenden Erinnerung zu entkommen, indem sie sich Strategien des Vermeidens aneignet: Während Zoé versucht, ihre Vergangenheit zu verarbeiten, reflektiert sie über die Mechanismen von Erinnerung und Erzählung. Sie erkennt, dass Sprache eine begrenzte Möglichkeit bietet, Traumata auszudrücken, und bewegt sich zwischen Fragmenten von Mythen, Literatur und persönlichen Erfahrungen. Durch Wiederholung und Variation ihrer eigenen Geschichte versucht Zoé, ihr Trauma erzählbar zu machen.

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Kreuzigung der Popikone in Bayamack-Tams „Autopsie mondiale“

Emmanuelle Bayamack-Tams „Autopsie mondiale“ lotet die Grenzen zwischen Theater, Prosa und politischer Allegorie aus: Im Zentrum steht eine fiktive Inszenierung, in der Michael Jackson, Britney Spears, die allegorische Figur der Weltmeinung und ein Fan eine Verhandlung auf der Bühne führen. Diese dramatische Konstellation weist über die individuellen Leben hinaus, als Spiegel für universelle Themen wie Schuld, Identität, Verantwortung und die Macht der öffentlichen Meinung. Mit Sarkasmus, Pathos und Gesellschaftskritik legt Bayamack-Tam die Mechanismen moderner Kultur und ihrer Zerfallserscheinungen frei.

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Ich vertraue dem Tod, er ist ein alter Freund: Grégory Cingal

Unter den letzten drei Büchern der Shortlist für den französischen Grand prix du roman de l’Académie Française findet sich neben Abel Quentins Erzählung über den Club of Rome und Miguel Bonnefoys Familiengeschichte aus Venezuela auch ein Roman über eine Flucht aus dem Konzentrationslager Buchenwald, der auf wahren Ereignissen beruht. In „Les derniers sur la liste“ verbindet Grégory Cingal historische Genauigkeit mit emotionaler Tiefe und wirft Fragen nach Schuld, Mut und der Unauslöschlichkeit des Traumas bei den Überlebenden auf.

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Vorbereitung auf das Nichts: das zweite Leben von Philippe Sollers

Auf dem Höhepunkt der Explosion der französischen Revolution im 18. Jahrhundert ließ der Marquis de Sade seine kriminelle Lieblingsfigur Juliette sagen: „Die Vergangenheit ermutigt mich, die Gegenwart elektrisiert mich, ich fürchte die Zukunft wenig.“ Das 21. Jahrhundert hört eine neue postromantische Juliette jeden Tag wiederholen: „Die Vergangenheit deprimiert mich, die Gegenwart belastet mich, ich habe Angst vor der Zukunft.“

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rentrée littéraire
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