Kurt Cobain ist tot

Smells like teen spirit démarre. Quelqu’un monte le son. On se lève tous d’un bond pour entamer un pogo furieux et chaotique. Les 10 m2 de la chambre se transforment en arène salvatrice et destructrice. On chante à tue-tête les quelques paroles qu’on croit connaître, en fermant les yeux. L’esprit adolescent est là, dans chacun de nous, il exsude de nos pores, il irradie la pièce. On est à Seattle, à Washington, à Londres ou ailleurs mais pas là, dans cette ville trop petite pour nous, insignifiante et sans avenir. On est jeunes, vivants, pleins d’illusions déjà presque perdues. On se sent forts tous ensemble, on communie dans le déluge de décibels. Une veillée funèbre grunge et désenchantée pour l’icône disparue.

Que nous reste-t-il désormais ? Le bac dans quelques mois, et après ?

Les épaules se heurtent, les cheveux fouettent les visages, on se percute violemment, certains tombent sur le lino, d’autres sautent sur le lit, les corps exultent. On se dit que si on peut mourir à vingt-sept ans, autant y aller à fond, autant se cramer, tout envoyer chier et prendre ce qu’il y a à prendre. Le monde ne nous laisse presque rien, la vie n’a plus de promesse à nous faire. On est une génération sacrifiée, une jeunesse déjà vieille, lourde de son héritage, courbée sous le poids des années à venir, cruelles et grises.

On ne veut pas devenir adultes. On ne veut pas d’une vie petite. On ne veut plus croire en rien.

On se sent seuls, abandonnés. Et on a raison.

Joseph D’Anvers, Un garçon ordinaire (Éditions Rivages, 2023).

Smells like teen spirit startet. Jemand dreht den Ton auf. Wir springen alle auf und beginnen einen wütenden, chaotischen Pogo. Die 10 m2 des Zimmers verwandeln sich in eine rettende und zerstörerische Arena. Wir singen lauthals die wenigen Texte, die wir zu kennen glauben, und schließen dabei die Augen. Der jugendliche Geist ist da, in jedem von uns, er sickert aus unseren Poren, er strahlt den Raum aus. Wir sind in Seattle, Washington, London oder sonst wo, aber nicht hier, in dieser Stadt, die zu klein für uns ist, unbedeutend und ohne Zukunft. Wir sind jung, lebendig, voller Illusionen, die schon fast verloren sind. Wir fühlen uns alle zusammen stark, wir kommunizieren in der Flut von Dezibel. Eine grungige, ernüchternde Totenwache für die verstorbene Ikone.

Was bleibt uns jetzt noch? Das Abitur in ein paar Monaten, und dann?

Schultern prallen aufeinander, Haare peitschen in die Gesichter, wir stoßen heftig zusammen, einige fallen auf das Linoleum, andere springen auf das Bett, die Körper jubeln. Wir sagen uns, dass, wenn man mit 27 Jahren sterben kann, man auch gleich aufs Ganze gehen kann, sich verbrennen, alles zum Teufel schicken und nehmen, was es zu nehmen gibt. Die Welt lässt uns fast nichts mehr, das Leben hat uns nichts mehr zu versprechen. Wir sind eine geopferte Generation, eine bereits alte Jugend, die schwer an ihrem Erbe trägt und sich unter der Last der kommenden grausamen und grauen Jahre beugt.

Wir wollen nicht erwachsen werden. Wir wollen kein kleines Leben. Wir wollen an nichts mehr glauben.

Wir fühlen uns einsam und verlassen. Und wir haben Recht. 1

Kai Nonnenmacher

Kontakt

Anmerkungen
  1. „Sie sind zu sechst. Jung, rebellisch und unbekümmert. Sie sind idealistisch und kompromisslos und durchleben ihre Teenagerjahre mit Träumen, die zu groß für sie sind. In drei Monaten machen sie ihr Abitur. Aber heute ist Kurt Cobain tot… Und alles gerät aus den Fugen. Wie soll man sich aufbauen, wenn alles um einen herum wackelt und die Bezugspunkte explodieren? Wie kann man die letzten Momente vor dem Erwachsenwerden genießen, wenn die Gesellschaft eine Zukunft für sie bereithält, die sie nicht wollen? Sie sind die letzten Vertreter der Generation X und erleben hier die ersten Stunden einer Welt im Umbruch. Wir schreiben das Jahr 1994. In Kürze wird nichts mehr so sein wie vorher. In dieser Chronik von Lebensfragmenten liefert uns Joseph d’Anvers eine fulminante Momentaufnahme einer Epoche im Umbruch. Sänger, Boxer, Regisseur und Kameramann – Joseph d’Anvers ist ein Künstler mit vielen Leben. Ein gewöhnlicher Junge ist sein dritter Roman.“ Übers. der Verlagsankündigung>>>