Thomas Cantaloubes Trilogie, bestehend aus den Romanen Requiem pour une République (2019), Frakas (2021) und Mai 67 (2023), ist ein wichtiger Bestandteil der politischen Kriminalliteratur Frankreichs: Die drei Bücher vereinen die klassischen Elemente des Noir-Thrillers mit einer akribischen historischen Recherche und einer literarischen Erinnerungsarbeit, die sich der kolonialen und postkolonialen Geschichte Frankreichs widmet. Im Zentrum steht eine Republik, die sich ihrer Schuld nicht stellt und in deren Institutionen sich Gewalt, Rassismus und politische Korruption tief eingeschrieben haben.
Requiem pour une République (2019) Roman beginnt 1959, auf dem Höhepunkt des Algerienkrieges. In Paris wird ein Anwalt algerischer Herkunft ermordet. Die Ermittlungen führen den Journalisten Luc Blanchard, den ehemaligen Résistance-Kämpfer Sirius Volkstrom und den Polizisten Antoine Lucchesi in ein Netz aus staatlicher Repression, rassistischer Gewalt und politischer Machenschaften. Es wird deutlich, dass der Mord kein Einzelfall ist, sondern Teil eines umfassenden Programms zur Ausschaltung des FLN (Front de Libération Nationale) in Frankreich. Besonders erschreckend: die enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Geheimdiensten und der Mafia. Der Roman nutzt klassische noirhafte Mittel: einen desillusionierten Ermittler, moralische Grauzonen, eine bedrohliche Atmosphäre und einen zynischen Ton. Die Spannung entsteht aus dem Widerspruch zwischen Wahrheit und Vertuschung. Gewalt ist allgegenwärtig – sie geht nicht nur von Kriminellen, sondern vor allem vom Staat aus. Die Enthüllung der Verschwörung wird weniger zur Heldentat als zur Tragödie. Frankreich erscheint als zerrissenes Land: eine demokratische Fassade, hinter der sich eine Gewaltordnung verbirgt. Die Polizei ist brutalisierend, die Politik korrupt, die Justiz machtlos. Der Krieg in Algerien wird nicht als äußerer Konflikt, sondern als innerer Zerfall der republikanischen Werte gespiegelt. Besonders aufschlussreich ist die Figur des Lucchesi – ein Polizist mit moralischem Gewissen, der aber immer tiefer in die Abgründe der Staatsraison gezogen wird.
Frakas (2021) spielt 1962, kurz nach dem offiziellen Ende des Algerienkriegs, Blanchard und Lucchesi decken eine neue Verschwörung auf: die Ermordung von Führern der kamerunischen Unabhängigkeitsbewegung. Das Duo reist von Paris über Marseille bis nach Yaoundé, Douala und Libreville. Sie entdecken, dass Frankreich, trotz formeller Unabhängigkeit seiner Kolonien, weiterhin aktiv politische Morde organisiert und wirtschaftliche Kontrolle ausübt. Die zentrale Figur ist Sirius Volkstrom, der nun enger mit dem französischen Geheimdienst verbunden ist – und immer mehr zwischen Loyalität und Gewissen schwankt. Frakas ist ein Politthriller im besten Sinne: internationale Schauplätze, ein Wettlauf gegen die Zeit, tödliche Intrigen, verdeckte Operationen. Besonders intensiv ist die Darstellung der realen historischen Hintergründe: der Mord an Félix-Roland Moumié, die Unterwanderung der UPC (Union des populations du Cameroun) durch Frankreich. Die Spannung ist weniger durch Action als durch permanente Bedrohung und Enthüllung geprägt. Frankreich zeigt sich hier nicht als postkoloniale Macht, sondern als neokoloniale Supermacht. Die Françafrique ist ein System wirtschaftlicher und politischer Kontrolle, abgesichert durch Gewalt. Präsidentenmorde, Bestechung, militärische Interventionen – alles im Namen der Republik. Die Akteure sind zynisch und skrupellos: Diplomaten, Militärs, Geschäftsleute. Nur Blanchard versucht noch, eine Art Wahrheit aufzudecken – doch er wird zunehmend marginalisiert.
Mai 67 (2023): Die Handlung des dritten Buchs beginnt mit einer brutalen Polizeirepression auf Guadeloupe im Mai 1967. Eine Demonstration eskaliert, Dutzende Menschen sterben – viele unter Verschluss der Behörden. Luc Blanchards Partnerin Lucille wird inhaftiert. Um sie zu retten, reist Blanchard nach Guadeloupe und deckt die Wahrheit über das Massaker auf. Im Zuge seiner Recherchen gerät er in den Sog einer Staatsmaschinerie, die mit aller Macht versucht, den kolonialen Charakter der „Départements d’outre-mer“ zu kaschieren. Die Unruhen auf der Insel stehen symbolisch für den bröckelnden Zusammenhalt der Nation – vor dem Hintergrund von 1968. Die Spannung ergibt sich hier aus der zeitlichen Nähe zur Katastrophe und dem moralischen Dilemma des Protagonisten. Mai 67 ist weniger ein Whodunit als ein How-do-we-survive. Die Erzählung wird getragen vom Wechsel zwischen investigativem Journalismus, politischem Widerstand und persönlicher Dringlichkeit. Die Gefahr ist total: Polizei, Armee, Verwaltung – niemand ist vertrauenswürdig. Die Republik erscheint hier wie ein Imperium im Verfall: unfähig, mit den eigenen Rändern umzugehen. Die Behandlung der Guadeloupéens offenbart einen tief verwurzelten Rassismus und eine Ignoranz gegenüber den Realitäten der Kolonialgeschichte. Der Staat agiert autoritär, repressiv, verlogen. Blanchard wird zur moralischen Instanz, doch sein Einfluss ist gering. Das Frankreichbild kulminiert hier in der Erkenntnis: Die Republik ist eine Bühne, hinter der ein brutales Kontrollsystem agiert.
Dem Buch Mai 1967 stellt Cantaloube u.a. dieses Motto voran:
Une civilisation qui s’avère incapable de résoudre les problèmes que suscite son fonctionnement est une civilisation décadente. Une civilisation qui choisit de fermer les yeux à ses problèmes les plus cruciaux est une civilisation atteinte. Une civilisation qui ruse avec ses principes est une civilisation moribonde.
Aimé Césaire, Discours sur le colonialisme
Eine Zivilisation, die sich als unfähig erweist, die Probleme zu lösen, die ihr Funktionieren mit sich bringt, ist eine dekadente Zivilisation. Eine Zivilisation, die sich dazu entschließt, ihre Augen vor den entscheidenden Problemen zu verschließen, ist eine geschädigte Zivilisation. Eine Zivilisation, die mit ihren Prinzipien trickst, ist eine sterbende Zivilisation.
Cantaloubes Trilogie ist ein Akt literarischer Aufklärung. In der Tradition des néo-polar konfrontiert sie ihre Leser mit der verdrängten Geschichte Frankreichs. Die Noir-Ästhetik dient dabei nicht nur der Unterhaltung, sondern der Dekonstruktion republikanischer Mythen. Frankreich erscheint in der Trilogie als Nation, die nicht von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geprägt ist, sondern von Gewalt, Lüge und kolonialer Arroganz. Die Republik ist eine Ruine, in der nur noch wenige versuchen, für Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Cantaloubes Werk leistet damit einen gattungsspezifischen Beitrag zur postkolonialen Debatte.
Während Thomas Cantaloubes Requiem pour une République den Algerienkrieg ins Zentrum stellt und Frakas die neokolonialen Machenschaften der Françafrique beleuchtet, widmet sich Mai 67 der wenig bekannten, aber historisch bedeutsamen Repression auf Guadeloupe im Jahr 1967. Mit diesem Band gelingt Cantaloube ein Werk, das zugleich Politthriller, literarische Anklage und eindringliche Auseinandersetzung mit den strukturellen Gewaltverhältnissen der Fünften Republik ist.
Im Nachwort schreibt Cantaloube:
Ce livre est une fiction. Des personnages et des situations ont été inventés pour les besoins romanesques. Il n’en reste pas moins que les principaux faits historiques rapportés sont avérés.
La manifestation du 26 mai 1967 à Pointe-à-Pitre a bel et bien été réprimée dans le sang et à coups de feu, puis balayée sous le tapis par le gouvernement français et les pouvoirs publics pendant plusieurs décennies. Il a fallu l’acharnement de quelques personnes, militants, historiens, chercheurs, pour documenter les événements et entretenir la mémoire de ce que beaucoup qualifient aujourd’hui d’« ultime répression coloniale française ». Pendant tout ce temps, aucun bilan officiel du nombre de morts n’a jamais été publié, et des chiffres allant de sept à une centaine de morts ont été avancés. Finalement, en 2014, une Commission d’information et de recherche historique a été nommée, sous la présidence de l’historien Benjamin Stora, pour rédiger un rapport sur ces événements. Elle a publié ses conclusions en 2016, soulignant parfois l’absence ou la disparition d’archives qui auraient dû être consignées. Sur la question du bilan chiffré, elle écrit : « Les travaux de la commission n’ont pas permis d’établir un bilan humain incontestable des victimes des événements de mai 1967. Officiellement, l’État a dénombré huit morts mais ce chiffre est très contesté. Dans ce type d’affaires, l’établissement d’un bilan humain incontestable suppose de dresser une liste nominative des victimes. Or, en l’espèce, nombreux sont ceux qui avancent que des familles auraient elles-mêmes directement récupéré des corps sans prendre le risque de les déclarer par peur de représailles. […] Même si pour mai 1967 on s’en tenait seulement aux huit morts connus et identifiés, il s’agit de toute façon d’un massacre au cours d’une manifestation, ordonné sciemment sur le terrain et approuvé par le gouvernement sous la présidence du général de Gaulle. »Thomas Cantaloube, Mai 67.
Dieses Buch ist fiktional. Personen und Situationen wurden für romantische Zwecke erfunden. Die wichtigsten historischen Fakten sind jedoch wahr.
Die Demonstration vom 26. Mai 1967 in Pointe-à-Pitre wurde tatsächlich blutig und mit Schüssen niedergeschlagen und von der französischen Regierung und den Behörden jahrzehntelang unter den Teppich gekehrt. Es bedurfte der Hartnäckigkeit einiger Personen – Aktivisten, Historiker und Forscher -, um die Ereignisse zu dokumentieren und die Erinnerung an das aufrechtzuerhalten, was viele heute als „letzte koloniale Repression Frankreichs“ bezeichnen. Während dieser ganzen Zeit wurde nie eine offizielle Bilanz der Anzahl der Toten veröffentlicht, und es wurden Zahlen zwischen sieben und hundert Toten genannt. Schließlich wurde 2014 eine Kommission für historische Information und Forschung unter dem Vorsitz des Historikers Benjamin Stora ernannt, die einen Bericht über diese Ereignisse verfassen sollte. Sie veröffentlichte ihre Ergebnisse 2016 und wies mitunter auf das Fehlen oder Verschwinden von Archiven hin, die hätten festgehalten werden müssen. Zur Frage der zahlenmäßigen Bilanz schreibt sie: „Die Arbeit der Kommission hat es nicht ermöglicht, eine unbestreitbare menschliche Bilanz der Opfer der Ereignisse vom Mai 1967 zu erstellen. Offiziell zählte der Staat acht Tote, doch diese Zahl ist sehr umstritten. Um in solchen Fällen eine unbestreitbare menschliche Bilanz zu erstellen, muss eine namentliche Liste der Opfer erstellt werden. Im vorliegenden Fall behaupten viele, dass die Familien selbst die Leichen direkt geborgen haben, ohne das Risiko einzugehen, sie aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen zu melden. […] Selbst wenn man sich für den Mai 1967 nur auf die acht bekannten und identifizierten Toten beschränken würde, handelt es sich in jedem Fall um ein Massaker während einer Demonstration, das wissentlich vor Ort angeordnet und von der Regierung unter dem Vorsitz von General de Gaulle gebilligt wurde.“
Die Ausgangsszene schildert den alltäglichen Überlebenskampf des behinderten Schusters Raphaël Balzinc, der Opfer eines rassistischen Angriffs wird, als ein weißer Schuhhändler seinen Hund auf ihn hetzt. Dieses Ereignis löst eine Welle des Protests aus, die sich innerhalb weniger Stunden in einen Aufstand verwandelt. Der eigentliche Fokus liegt jedoch auf der französischen Reaktion: Innerhalb weniger Tage wird die Revolte mit brutaler Gewalt niedergeschlagen. Dabei sterben dutzende, womöglich hunderte Menschen – die tatsächliche Zahl wird vertuscht. Parallel dazu folgt der Roman dem Journalisten Luc Blanchard, der in Paris vom Schicksal seiner Partnerin Lucille erfährt, die auf Guadeloupe inhaftiert wurde. Blanchard reist auf die Insel und rekonstruiert das Ausmaß der Repression. Er gerät zwischen Geheimdienst, Polizei und Justiz – zwischen Wahrheit und Staatsräson. Die Ereignisse kulminieren in der Enthüllung eines koordinierten Massakers, das als „Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung“ kaschiert wird.
Der Roman gliedert sich in drei Abschnitte, die Jahre 1967, 1968 und 1971: von der kolonialen Repression zur Studentenbewegung in Paris, bis hin zur stillen Verdrängung des Geschehenen. Zentrale Figur ist Luc Blanchard, der sich im dritten Band vom neutralen Beobachter zum engagierten Wahrheitskämpfer wandelt. Seine Reise nach Guadeloupe ist mehr als eine Rettungsmission – sie ist eine Konfrontation mit der kolonialen Realität der Republik. Blanchard ist kein Held im klassischen Sinn, sondern ein moralisch suchender Intellektueller, der seine Rolle im postkolonialen System reflektiert.
Lucille, seine Partnerin, ist weniger präsent als in den vorherigen Bänden, wird aber zur Katalysatorfigur des Geschehens. Ihr Engagement für die Guadeloupe-Bewegung und ihre Inhaftierung verankern die Erzählung emotional. Raphaël Balzinc, der behinderte Schuster, steht exemplarisch für die marginalisierten Subjekte des kolonialen Raums. Sein Schweigen, seine Würde und seine Leidensgeschichte sind tief mit dem kollektiven Gedächtnis der Insel verbunden. Antagonistisch treten unterschiedliche Repräsentanten des Staates auf: Der Präfekt Delbotte, die Polizei, der Geheimdienst. Diese Figuren sind weniger individuell als vielmehr Funktionsträger eines repressiven Apparates. Ihre Sprache, Gestik und Handlungsmuster folgen der Logik bürokratischer Kontrolle und rassistischer Arroganz. Nebenfiguren wie Freddie, der jugendliche Protestierende, stehen für die aufkeimende Selbstermächtigung. Die Generation der entrechteten Guadeloupéens findet in ihm eine Stimme des Widerstands.
Ein zentrales Thema des Romans ist die Frage nach der Sprache – oder genauer: nach der Kontrolle und Deformation von Kommunikation. Drei Kommunikationsformen lassen sich analytisch unterscheiden: Die Sprache der Behörden ist von Euphemismen und technokratischer Verhüllung geprägt. Begriffe wie „Wiederherstellung der Ordnung“ oder „staatsfeindliche Elemente“ dienen der Legitimierung von Gewalt. Cantaloube entlarvt diese Sprache als aktives Mittel der Täuschung. Die Kommunikation der kolonialisierten Subjekte bleibt oft bruchstückhaft – Blicke, Schweigen, Andeutungen. Die Unfähigkeit oder Unwilligkeit zu sprechen wird zur Metapher kollektiver Unterdrückung. Balzinc etwa äußert sich kaum – sein Körper spricht durch Verletzung und Würde. Blanchards Rechercheberichte und persönliche Gespräche mit Inselbewohnern stellen den Versuch einer Gegenöffentlichkeit dar. Der investigative Journalismus wird dabei zur literarischen Form der Wahrheitssuche. Cantaloube arbeitet mit vielfältigen Erzählinstanzen, inneren Monologen, Briefen und Gesprächsprotokollen. Diese polyphone Struktur erzeugt einen fragmentierten, aber dicht gewebten Erzählkosmos, der die Widersprüche und Diskursebenen der Ereignisse offenlegt.
Wie in den vorherigen Bänden zeigt sich Frankreich nicht als aufgeklärte Demokratie, sondern als autoritäres System, das seine koloniale Vergangenheit in die Gegenwart verlängert. Guadeloupe, obwohl offiziell Teil der Republik, wird wie eine Kolonie behandelt: Polizei und Armee agieren wie Besatzer. Die Bewohner werden paternalisiert, entrechtet, unterdrückt. Die Erzählung dekonstruiert die republikanische Ideologie: Gleichheit und Freiheit gelten nicht für alle, die Brüderlichkeit endet an der Hautfarbe. Der zentrale Widerspruch der Fünften Republik – ihre Unfähigkeit, sich ihrer kolonialen Realität zu stellen – wird hier radikal offengelegt. Frankreich erscheint nicht als souveräner Staat, sondern als Geflecht aus Machtinteressen, Geheimdiensten und wirtschaftlichen Interessen. Die Demokratie ist Fassade; die eigentliche Herrschaftsform ist technokratisch, rassistisch und gewaltbereit.
Mit Mai 67 erreicht Cantaloubes Trilogie ihre höchste politische und ästhetische Dichte. Der Roman steht exemplarisch für eine Literatur, die sich als Gegenarchiv versteht – als Speicher vergessener Geschichte und verdrängter Stimmen. Die literarische Form des Kriminalromans dient hier nicht der bloßen Unterhaltung, sondern als Werkzeug der Wahrheitssuche. Die Struktur des Thrillers – mit Spannung, Verfolgung, moralischer Konfrontation – wird unterlaufen und transformiert. Es geht nicht um Aufklärung im klassischen Sinne, sondern um das Sichtbarmachen des Unsichtbaren. Cantaloube verwebt Fakt und Fiktion, Archivmaterial und literarische Imagination. Seine Figuren sind keine Symbole, sondern komplexe Träger politischer Erfahrung. Die Sprache des Romans wechselt zwischen Lakonie und Empathie, zwischen Distanz und Zorn.
Cantaloube schildert laut Gladys Marivat 1 eindringlich die kolonialen Nachwirkungen unter dem französischen Gaullismus und thematisiert die Angst der weißen Wirtschaftselite (békés) vor einer möglichen Machtübernahme durch die Unabhängigkeitsbewegung GONG. Christine Ferniot 2 sieht Cantaloube eingereiht in die Tradition des französischen politischen Romans noir (Manchette, Jonquet, DOA, Ledun, Férey). Der Krimi dient hier als Mittel zur kritischen Reflexion gesellschaftlicher Machtverhältnisse – ähnlich wie früher der Western. Der Roman mache sichtbar, was politisch verschleiert wurde: keine offiziellen Opferzahlen, verschwundene Archive. Erst 2016 wurden offizielle Erkenntnisse zum Massaker veröffentlicht – fast 50 Jahre später. Mai 67 ist ein Roman über das Schweigen, das Leiden und die notwendige Erinnerung. Die Guadeloupe-Aufstände von 1967 werden zum Spiegel einer Republik, die sich selbst belügt.
Anmerkungen