Julien Perez’ Roman „Hommages“ (P.O.L, 2025) ist ein auf den ersten Blick fragmentarisches, in Wahrheit aber äußerst konsistentes Werk, das aus einer Vielzahl von Stimmen besteht – Briefe, Reden, Erinnerungen, Innenschauen –, die sich allesamt auf die in den Bergen verschwundene (mutmaßlich verstorbene) Künstlerfigur Gobain Machín beziehen. Der Leser erfährt nichts direkt aus dessen Perspektive, sondern erhält Informationen ausschließlich über die Erinnerungen von Angehörigen, Freunden, Mitstreitern, Kritikerinnen und Familienmitgliedern. Die literarische Konstruktion bedient sich der rhetorischen Form des Nachrufs – daher der Titel Hommages –, um über das Leben, die Persönlichkeit und das Werk eines fiktiven Künstlers zu sprechen, der offenbar nicht zuletzt durch seine Ambivalenzen so stark nachwirkt. – Was wie ein kollektives Erinnerungsprojekt erscheint, ist zugleich ein poetologisch raffiniertes Vexierspiel über Wahrheit und Fiktion, Nähe und Distanz, über das Ich und den Anderen. Die Vielzahl der Stimmen verschmilzt zu einem Chor, der sich weniger durch faktische Konsistenz als vielmehr durch emotionale und metaphorische Verdichtungen auszeichnet. Die Erzählung entsteht dabei durch Differenz: Aus dem Nebeneinander von Widersprüchen, sich überlagernden Perspektiven, Leerstellen und Brüchen ergibt sich ein Bild von Gobain – und zugleich ein poetologisches Selbstporträt des Romans.