Patou ment. Un engrenage dont il n’a pas pu s’extirper. Au départ un oubli infime, il a cru voir un détail qui n’existait pas, une possibilité, une confiance dans une personne, une entreprise, un lien, un développement, des éléments qui se sont enchaînés.
Patou ment pour se protéger. Le pays de nos mensonges est celui de notre liberté. Nous sommes le bon personnage, nous aimons qui nous voulons, nous tuons celui qui nous encombre. La jouissance du mensonge. La jouissance romantique, celle que je ressens en écrivant ou en lisant. Ici aucune humiliation ne reste sans revanche, aucun désir sans réponse.
Ou
Patou a une prédisposition biologique à mentir. Mentir est la conséquence d’une augmentation de la matière blanche dans la partie orbi-frontale de son cerveau.
Ou
Patou est atteint d’un syndrome appelé pseudologia fantastica. En psychiatrie, ce syndrome est décrit pour la première fois dans la littérature médicale en 1891. Il est défini comme « une falsification entièrement disproportionnée à toute fin discernable qui peut être étendue et très compliquée, et peut se manifester sur une période d’années ou même d’une vie ». L’individu peut croire qu’il raconte la vérité, ignorant qu’il s’agit de fantasmes.
Ou
Patou ment parce qu’il a peur de ne pas pouvoir exister autrement.
Ou
Son père l’a détruit, Patou se détruit par le mensonge.
Ou
Parce qu’il a peur de ne pas pouvoir être aimé autrement.
Ou
Patou imite ses parents qui eux-mêmes mentaient sur le nombre de billets de train, de forfaits de ski. Mentir pour être comme eux. Mentir pour appartenir enfin à une vraie famille unie. Les autres en sont exclus, car ils ne mentent pas.
Ou
Patou ment parce que le réel est trop petit.
Ou
Pour s’inventer une place parce que la sienne est prise.
Ou
Mentir parce que l’on a honte de ce que l’on vit et subit.
C’est ainsi que je mens. Je peux aussi mentir pour toutes les raisons précédentes.
Patou est diplômé d’une grande université, il a rejoint la classe sociale des enfants avec lesquels il a été élevé. Mais quand il retourne avec Isabelle au Home pour aider Karl et Anne-Marie, ils sont des employés aux ordres, ils épluchent les légumes, trient le linge sale, torchent les gosses.
Le mensonge pour échapper à soi. Être enfin la personne que l’on aimerait être, appartenir à la bonne classe sociale.
Ou
Patou avait accompagné son père à la Coop, Anne-Marie leur avait demandé des pommes pour des tartes. Patou avait repéré de belles pommes rouges et appétissantes, Karl l’avait engueulé et avait choisi les moins chères. Il avait ressenti de la honte, quel radin, et avait pensé, quand ce sera à mon tour de diriger le Home, j’achèterai de meilleures pommes.
En mentant, de domestique vous devenez prince.
Colombe Schneck, Mensonges au paradis (Grasset, 2023).
Patou lügt. Eine Spirale, aus der er sich nicht mehr befreien konnte. Am Anfang ein winziges Versehen, er glaubte, ein Detail zu sehen, das es nicht gab, eine Möglichkeit, ein Vertrauen in eine Person, ein Unternehmen, eine Verbindung, eine Entwicklung, Elemente, die sich verknüpften.
Patou lügt, um sich zu schützen. Das Land unserer Lügen ist das Land unserer Freiheit. Wir sind die richtige Figur, wir lieben, wen wir wollen, wir töten den, der uns im Weg steht. Der Lustgewinn der Lüge. Der romantische Genuss, den ich beim Schreiben oder Lesen empfinde. Hier bleibt keine Demütigung ungesühnt, kein Verlangen ohne Antwort.
Oder
Patou hat eine biologische Veranlagung zum Lügen. Lügen ist die Folge einer Zunahme der weißen Substanz im orbitofrontalen Teil seines Gehirns.
Oder
Patou leidet an einem Syndrom namens pseudologia fantastica. In der Psychiatrie wurde dieses Syndrom erstmals 1891 in der medizinischen Literatur beschrieben. Es wird definiert als „eine völlig unverhältnismäßige Fälschung zu irgendeinem erkennbaren Zweck, die ausgedehnt und äußerst kompliziert sein kann und sich über einen Zeitraum von Jahren oder sogar ein Leben lang manifestieren kann“. Die Person kann glauben, die Wahrheit zu erzählen, ohne zu wissen, dass es sich um Fantasien handelt.
Oder
Patou lügt, weil er Angst hat, anders nicht existieren zu können.
Oder
Sein Vater hat ihn zerstört, Patou zerstört sich selbst durch Lügen.
Oder
Weil er Angst hat, anders nicht geliebt werden zu können.
Oder
Patou ahmt seine Eltern nach, die sogar über die Anzahl der Zugtickets, der Skipässe gelogen haben. Lügen, um so zu sein wie sie. Lügen, um endlich zu einer echten, vereinten Familie zu gehören. Die anderen sind ausgeschlossen, weil sie nicht lügen.
Oder
Patou lügt, weil die Realität zu klein ist.
Oder
Um einen Platz zu erfinden, weil sein eigener besetzt ist.
Oder
Lügen, weil man sich für das, was man erlebt und erlitten hat, schämt.
So lüge ich. Ich kann aber auch aus allen vorherigen Gründen lügen.
Patou hat einen Abschluss an einer großen Universität gemacht und ist in die soziale Klasse der Kinder aufgestiegen, mit denen er aufgewachsen ist. Aber als er mit Isabelle ins Heim zurückkehrt, um Karl und Anne-Marie zu helfen, sind sie Befehlsempfänger, sie schälen Gemüse, sortieren die schmutzige Wäsche, wischen den Kindern den Hintern ab.
Die Lüge, um sich selbst zu entfliehen. Endlich die Person sein, die man gerne wäre, der richtigen sozialen Klasse angehören.
Oder
Patou hatte seinen Vater in den Coop begleitet und Anne-Marie hatte sie um Äpfel für Kuchen gebeten. Patou hatte schöne, appetitliche rote Äpfel entdeckt, Karl hatte ihn angeschrien und die billigeren Äpfel genommen. Er hatte sich geschämt, was für ein Geizhals, und gedacht: „Wenn ich an der Reihe bin, das Heim zu leiten, werde ich bessere Äpfel kaufen.“
Durch Lügen wird man vom Diener zum Prinzen. 1
Kai Nonnenmacher
- „Von meinem sechsten bis zu meinem zwanzigsten Lebensjahr verbrachte ich meine Ferien immer in einem Kinderheim in einem paradiesischen Tal in der Schweiz. Ein hartes Leben, stundenlange Wanderungen in den Bergen, Strafen, Pommes frites: Alles gefiel mir. Die Hütte wurde von Karl und Anne-Marie Ammann mit ihren Kindern Patou und Vava betrieben. Sie waren meine Adoptivfamilie, während meine Eltern abwesend waren. Dreißig Jahre später kehrte ich in das Tal zurück. Ich fand es unberührt vor. Ich begann, ein Buch zu schreiben, ich wünschte mir, dass es so zart und rein sein würde wie diese Vergangenheit. Und siehe da, als ich mit diesem Buch begann, erfuhr ich, dass im Paradies gelogen worden war. Patou saß wegen Betrugs im Gefängnis, er hatte sein Leben lang gelogen und gestohlen. Seine Schwester Vava, meine Freundin aus Kindertagen, leidet an paranoiden Wahnvorstellungen. Sie ist schizophren, geht nicht mehr aus dem Haus und verbringt den ganzen Tag in sozialen Netzwerken. Ich war fassungslos und stellte zwanghafte Nachforschungen an. Was ist mit ihnen passiert? Warum haben sie die Realität aufgegeben, um im Land der Lügen zu leben? Aber die Beantwortung dieser Fragen war nicht genug. Um endlich die Wahrheit zu schreiben und die Kraft zu haben, sie zu akzeptieren, musste ich mir selbst ins Gesicht sehen. Warum war ich, obwohl ich in diesem Tal so glücklich gewesen war, nie wieder dorthin zurückgekehrt? Ich musste dieses Buch erst einmal zu Ende lesen, um mir meine Blindheit einzugestehen. Auch ich hatte gelogen. Indem ich die Vergangenheit anderer untersuchte, konnte ich die Augen für meine eigene öffnen. Ich musste alles neu schreiben, indem ich die traurige Seite meiner eigenen Kindheit und die gewalttätige Seite meines Erwachsenenlebens akzeptierte. Waren meine früheren Bücher nicht Fiktionen, obwohl ich den Ehrgeiz hatte, die Wahrheit zu schreiben? Wenn es „ein Herz aus Stein“ braucht, um die Realität zu akzeptieren, dann war ich endlich bereit dazu.“ Übers. der Verlagsankündigung.>>>