Wanted (2025) von Philippe Claudel ist eine politische Satire, die zeitgenössische Personen und Machthaber wie Elon Musk, Donald Trump und Wladimir Putin in einer extrem überzeichneten Fabel inszeniert. Der Roman beginnt mit Musks absurd übersteigerter Ankündigung, ein Kopfgeld auf Putin auszusetzen, um das reale politische Spektakel der Gegenwart zu übertreffen und dadurch zu entlarven. Claudel nutzt dabei einen direkten, burlesken und komisch-tragischen Stil, der z.B. Elemente des Westerns aufgreift, um die Akteure als narzisstische „Clowns“ und „Fous“ darzustellen, die alle diplomatischen Usancen sprengen.
« J’ai dit, et cette fois, mes amis, je ne le redirai pas une troisième fois, reprit-il en haussant la voix pour couvrir les cris du nourrisson, que j’offrais un milliard de dollars à celui qui buterait ce fils de pute de Vladimir Poutine ! Voilà ce que j’ai dit. Et ce n’est pas une plaisanterie. Je ne suis pas le genre de type à plaisanter, vous le savez ! Nous sommes un grand pays. Une grande nation. Nous avons une histoire. Et dans cette histoire, jadis, quand il y avait des criminels dangereux pour la société, on mettait leur tête à prix, et les chasseurs de primes faisaient le job, et le pays, ma foi, s’en portait mieux. Je suis certain qu’aujourd’hui, on va pouvoir compter sur de nouveaux chasseurs de primes. Il y a un paquet de mecs courageux prêts à faire le boulot, croyez-moi, ici, en Russie, ou partout dans le monde !
Mon idée est toute simple, non ? Je suis étonné de ne pas y avoir pensé plus tôt, d’ailleurs. Et honnêtement, ce que je propose comme argent a de quoi motiver les plus réticents, pas vrai ? Un milliard ! Un milliard de dollars pour la tête de ce fils de pute ! C’est du jamais vu, ça ! Du jamais vu dans l’histoire de l’humanité ! Si quelqu’un avait proposé un milliard de dollars pour buter Hitler, vous croyez qu’il y aurait eu les chambres à gaz ? Moi je vous dis que non. JE VOUS DIS QUE NON ! On aurait épargné des millions d’êtres humains ! Cette ordure serait morte et on aurait sauvé des millions de vies ! »
Philippe Claudel, Wanted, Stock, 2025.
„Ich habe gesagt, und dieses Mal, meine Freunde, werde ich es nicht noch ein drittes Mal wiederholen“, fuhr er fort und erhob seine Stimme, um die Schreie des Säuglings zu übertönen, „dass ich eine Milliarde Dollar demjenigen biete, der diesen Hurensohn Wladimir Putin umbringt! Das habe ich gesagt. Und das ist kein Scherz. Ich bin nicht der Typ, der Witze macht, das wisst ihr! Wir sind ein großes Land. Eine große Nation. Wir haben eine Geschichte. Und in dieser Geschichte gab es früher, als es gefährliche Verbrecher gab, auf deren Kopf ein Preis ausgesetzt wurde, und Kopfgeldjäger erledigten den Job, und dem Land ging es besser. Ich bin sicher, dass wir heute auf neue Kopfgeldjäger zählen können. Es gibt eine Menge mutiger Männer, die bereit sind, diese Arbeit zu übernehmen, glauben Sie mir, hier in Russland oder überall auf der Welt!
Meine Idee ist ganz einfach, oder? Ich bin übrigens überrascht, dass ich nicht früher drauf gekommen bin. Und ehrlich gesagt, ist das, was ich als Belohnung anbiete, motivierend genug, um auch die Zögerlichsten zu überzeugen, oder? Eine Milliarde! Eine Milliarde Dollar für den Kopf dieses Hurensohns! Das gab es noch nie! Das gab es noch nie in der Geschichte der Menschheit! Wenn jemand eine Milliarde Dollar für die Ermordung Hitlers geboten hätte, glauben Sie, dass es dann die Gaskammern gegeben hätte? Ich sage Ihnen, nein. ICH SAGE IHNEN, NEIN! Man hätte Millionen von Menschenleben verschont! Dieser Abschaum wäre tot und man hätte Millionen von Menschenleben gerettet!“
Am 10. Juni kündigt Elon Musk, im Oval Office der USA in Anwesenheit von etwa dreißig Journalisten und dem massiven, schweißüberströmten Präsidenten Donald Trump, eine Belohnung von einer Milliarde Dollar für die Tötung von Wladimir Putin an. Musk, der seinen vier Monate alten Sohn Seldon Lycurgus im Arm hält (der während der Ankündigung weint und sich erbricht), vergleicht sein Angebot mit der Tradition der Kopfgeldjäger im amerikanischen Westen. Er argumentiert, dass dies Millionen von Menschenleben hätte retten können, wenn es zum Beispiel für Hitler angeboten worden wäre. Musk besteht darauf, dass dies kein Witz sei und er reich genug sei, um sein Geld zur Veränderung der Welt einzusetzen. Dieser Auszug bildet die zentrale Prämisse des Romans. Er ist extrem wirkungsvoll durch die Kombination von vulgärer Sprache („buter ce fils de pute“, „cette ordure“), der bizarren Kulisse (im Oval Office, mit schreiendem Baby), und der absurden, aber todernsten Rechtfertigung durch eine verdrehte historische Analogie (Western-Chasseurs de Primes, Hitler). Er verkörpert die vom Roman kritisierte „wild diplomacy“ , in der Moral und Dialog durch direkte, amoralische Handlung und die reine Macht des Geldes ersetzt werden. Die Szene ist exemplarisch für den burlesken und übertriebenen Ton, der dazu dient, die als bereits grotesk empfundene Realität zu übertreffen und zu entlarven. Musks Selbstwahrnehmung als Retter der Menschheit, der die Geschichte mit seinem Geld umschreiben kann, ist sowohl komisch als auch zutiefst beunruhigend. Pierre de Gasquet nennt Claudels Buch „une farce géopolitique à la Feydeau“. 1
Präsident Donald Trump reagiert:
« Cet homme-là – il désignait Musk du menton –, cet homme-là, je peux vous dire qu’il en a, je veux dire, et vous m’avez compris, et j’emmerde les féministes qui y trouveraient à redire, cet homme-là a des couilles ! Oui, des couilles ! Et peu d’hommes de premier plan ont aujourd’hui des couilles dans ce monde de cinglés qui perd la boule ! Oui, oui, oui ! Peu ont des couilles !!! Je vous le dis ! Je n’ai pas peur de le dire, moi ! Et ce que je veux dire aussi, c’est que cet homme-là, ce justicier, ce nouveau cow-boy, est mon ami. Elon est mon ami ! Et je suis fier d’avoir un ami comme lui ! Oui, Elon, tu peux me croire, je suis fier d’avoir un ami comme toi ! Mais tu n’es pas seulement mon ami, tu es un patriote, un véritable patriote, tu es un homme de bien et un homme de foi. Dieu te bénisse ! Dieu te protège ! Ce que fait Elon, il le fait pour son pays, pour son peuple et pour Dieu ! Pour Dieu, oui !
« Vladimir, je sais que tu vas entendre ce que je dis, je sais que tu m’écoutes. Alors écoute-moi vraiment attentivement : tu as voulu jouer avec nous. Mauvais choix. Je t’ai tendu la main. Je t’ai ouvert les bras. Je t’ai considéré comme un frère. Et toi, qu’as-tu fait ? Tu as voulu jouer avec moi. Tu as voulu me baiser dans les grandes largeurs. Mauvais choix, Vladimir ! Tu as voulu me la faire à l’envers ! Oui, je le dis, et je le dis devant le monde entier et devant Dieu, tu as voulu m’enculer, Vladimir, et enculer le peuple américain ! Mais tu n’es pas le plus malin, oh non ! Ça non, tu n’es pas le plus malin, même si tu le crois, car on n’encule pas le peuple américain, Vladimir ! On ne l’encule pas ! Jamais ! Jamais ! JAMAIS ! (…) Je suis le président de la première puissance mondiale. Je ne suis pas n’importe qui. J’ai une tête et je m’en sers. J’ai un cerveau bien supérieur à la moyenne. Si je vous donnais mon QI, vous n’en reviendriez pas. Je suis un génie stable. Vladimir, tout cela est ta faute. Tout cela est ta responsabilité. J’approuve à cent pour cent tout ce que vient de dire mon ami Elon Musk, patriote parmi les patriotes, Américain parmi les Américains ! Merci, Elon ! Merci ! MERCI ! Et maintenant, ça suffit, vous autres, il y a trop de monde ici, je ne supporte plus l’odeur de votre transpiration ! Les déodorants ne sont pas faits pour les chiens ! On va aérer un grand coup ! Allez, j’ai du travail, tout le monde dehors ! »
Philippe Claudel, Wanted, Stock, 2025.
„Dieser Mann – er deutete mit dem Kinn auf Musk – dieser Mann, ich kann Ihnen sagen, der hat sie, ich meine, Sie verstehen mich, und scheiß auf die Feministinnen, die daran etwas auszusetzen haben, dieser Mann hat Eier! Ja, Eier! Und nur wenige Männer in führenden Positionen haben heute Eier in dieser Welt voller Verrückter, die den Verstand verlieren! Ja, ja, ja! Nur wenige haben Eier!!! Ich sage es Ihnen! Ich habe keine Angst, das zu sagen! Und was ich auch sagen will, ist, dass dieser Mann, dieser Rächer, dieser neue Cowboy, mein Freund ist. Elon ist mein Freund! Und ich bin stolz darauf, einen Freund wie ihn zu haben! Ja, Elon, du kannst mir glauben, ich bin stolz darauf, einen Freund wie dich zu haben! Aber du bist nicht nur mein Freund, du bist ein Patriot, ein echter Patriot, du bist ein guter Mensch und ein Mann des Glaubens. Gott segne dich! Gott beschütze dich! Was Elon tut, tut er für sein Land, für sein Volk und für Gott! Für Gott, ja!
Wladimir, ich weiß, dass du mich hören wirst, ich weiß, dass du mir zuhörst. Also hör mir gut zu: Du wolltest mit uns spielen. Schlechte Entscheidung. Ich habe dir die Hand gereicht. Ich habe dir meine Arme geöffnet. Ich habe dich wie einen Bruder betrachtet. Und was hast du getan? Du wolltest mit mir spielen. Du wolltest mich gnadenlos fertigmachen. Schlechte Entscheidung, Wladimir! Du wolltest mich hintergehen! Ja, ich sage es, und ich sage es vor der ganzen Welt und vor Gott: Du wolltest mich verarschen, Wladimir, und das amerikanische Volk verarschen! Aber du bist nicht der Klügste, oh nein! Das bist du nicht, auch wenn du es glaubst, denn man fickt nicht das amerikanische Volk, Wladimir! Man fickt es nicht! Niemals! Niemals! NIEMALS! (…) Ich bin der Präsident der weltweit führenden Macht. Ich bin nicht irgendjemand. Ich habe einen Kopf und ich benutze ihn. Ich habe ein weit überdurchschnittliches Gehirn. Wenn ich Ihnen meinen IQ verraten würde, würden Sie aus allen Wolken fallen. Ich bin ein stabiles Genie. Wladimir, das ist alles deine Schuld. Das ist alles deine Verantwortung. Ich stimme hundertprozentig zu, was mein Freund Elon Musk, Patriot unter Patrioten, Amerikaner unter Amerikanern, gerade gesagt hat! Danke, Elon! Danke! DANKE! Und jetzt reicht’s, ihr anderen, hier sind zu viele Leute, ich halte den Geruch eures Schweißes nicht mehr aus! Deodorants sind nicht für Hunde gemacht! Wir müssen hier mal richtig lüften! Los, ich habe zu tun, alle raus hier!“
Donald Trump reagiert zunächst überrascht, lacht aber dann über Musks ruppige Antwort auf einen japanischen Journalisten. Trump bezeichnet Musk als mutig, einen „neuen Cowboy“, seinen Freund und einen Patrioten. Er bekräftigt, dass er „zu hundert Prozent zustimmt“ und dass Putin es verdiene. Putin habe versucht, die USA und das amerikanische Volk zu betrügen. Trump hebt seinen eigenen hohen IQ hervor und nennt sich selbst ein „stabiles Genie“. Donald Trumps Reaktion zeigt im Kern seinen Charakter im Roman: seine Vulgarität und Obszönität („des couilles“, „me baiser“, „m’enculer“), seinen „virilistes, machos“ -Stil, seine Überheblichkeit („génie stable“, „cerveau bien supérieur“, „mon QI“), seine Fähigkeit, die Realität zu verdrehen (Musk ist „homme de bien et de foi“, was dem Leser absurd erscheinen muss), und seine egozentrische Sicht auf internationale Beziehungen, die er als persönliche Angriffe („tu as voulu jouer avec moi“, „tu as voulu me la faire à l’envers“) betrachtet. Die Szene unterstreicht die Dynamik zwischen Trump und Musk als „équipe“, „amis“, die sich gegenseitig stärken und das „western débridé“ der internationalen Politik verkörpern. Trumps abschließende, abrupte Entlassung der Presse wegen des „Geruchs der Transpiration“ fügt eine weitere Ebene des Burlesken und seiner Missachtung anderer hinzu. Der Auszug festigt das Bild der Protagonisten als „fous“, „clowns“, „dingues“ , die „aus dem Kreis der Vernunft ausgetreten sind“, und deren „bizarrerie“, „stupidité“ und „arrogance“ zur neuen politischen Normalität werden.
Die Ankündigung erzeugt sofortiges weltweites Aufsehen, überflutet alle Medien und wird viral. Russland fordert eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates, wo eine Resolution zur Verurteilung von Musks Äußerungen einstimmig angenommen wird, wobei sich die USA enthalten. Moskau ruft seinen Botschafter aus den USA zurück und weist den amerikanischen Botschafter aus. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nennt Musk ein „degeneriertes Schwein“, und Außenminister Sergei Lawrow vergleicht ihn mit einem „Exkrement mit drei Neuronen“. Trump antwortet Lawrow auf Truth Social, dass er nicht mit „Untergebenen“ spreche. Putin selbst schweigt zunächst, während russische Fernsehsender inszenierte Aufnahmen von ihm zeigen.
Der Text kommentiert die zweite Präsidentschaft Trumps, insbesondere seinen Kommunikationsstil, seine Medienstrategie, seine Beziehung zu Milliardären wie Musk, seine Haltung gegenüber Intellektuellen und Wissenschaft und seinen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung von Wahrheit. Der Ukraine-Krieg wird als Ausgangspunkt für Musks Kopfgeldangebot dargestellt. Putins Rede bietet eine fiktionalisierte russische Sichtweise auf den Konflikt. Das Ende des Krieges und der russische Truppenabzug sind direkte Folgen der Ermordung Putins. Anschließend wird die Ukraine als Land dargestellt, das für den Wiederaufbau und die Ausbeutung durch westliches Kapital offensteht. Der Text zeigt Russland als autoritären Staat unter Putin, beschreibt die Reaktion des Regimes auf die Morde, die Beweggründe der Attentäter (enttäuschte Loyalität, das Gefühl, dass Putin das Land ins Verderben führt), den raschen Regimewechsel nach Putins Tod und die Rückkehr von Exilanten und Investoren.
Unter der Oberfläche von Klamauk und Parodie verbirgt sich eine scharfe Kritik am Einfluss des Geldes auf die Politik, der Erosion von Moral und Dialog in einer Ära der „wild diplomacy“ und der zunehmenden Verbreitung von Ignoranz und Dummheit. Aus einer spezifisch französischen Perspektive, die das Eindringen dieser Figuren in den Alltag empfindet, bietet der Roman eine dystopische Sicht auf eine Welt, in der Fiktion und Realität ununterscheidbar werden und die Macht des Kapitals über Leben und Tod entscheidet. Philippe Claudel, der als Präsident der Académie Goncourt eine wichtige Stimme im französischen Literaturbetrieb ist, setzt Humor als „Waffe“ ein, um dem „allgemeinen Durcheinander“ der Welt entgegenzutreten und den Leser zum Lachen statt zum Verzweifeln einzuladen. Ein Kernthema der Satire ist die Aufhebung der Grenze zwischen bizarrer Realität und plausibler Fiktion, die zeigt, wie Wahnsinn zur glaubwürdigen Realität werden kann. Unter der satirischen Oberfläche transportiert der Roman eine düstere und beunruhigende Botschaft über das kollektive Versagen, das solchen Figuren an die Macht verholfen hat, und die Gefahr einer Welt, die von „cinglés“ (Verrückten) beherrscht wird. Die knappe Form des Romans (ca. 140 Seiten), der begrenzte Personenkreis und die lineare Erzählweise unterstreichen die Direktheit des Angriffs auf die dargestellten Machtfiguren.
Am Morgen nach der erwähnten Pressekonferenz bestätigt Musk über seine Anwälte die Überweisung von einer Milliarde Dollar auf ein spezielles Bankkonto in der Schweiz. Er veröffentlicht auch auf X (früher Twitter) eine Nachricht, in der er das Kopfgeld für Putin bekräftigt und neue Kopfgeldprämien für Lawrow (eine Million Dollar) und Peskow (fünfhunderttausend Dollar) anbietet. Eine Schweizer Bank bestätigt die Überweisung. Das londoner Anwaltsbüro Clifford Chance legt die Details für die Auszahlung fest: Die Prämien werden nach Bestätigung des Todes (möglicherweise mit DNA-Analyse) auf ein verschlüsseltes Konto gezahlt, wobei die Anonymität des Kopfgeldjägers gewahrt bleibt. Kurz darauf sterben Dmitri Peskow und Sergei Lawrow. Lawrow stirbt am 14. Juni bei einem Flugzeugabsturz im Damaskus. Der Attentäter, Mahmoud Khadimov, ein ehemaliger tschetschenischer Unabhängigkeitskämpfer, veröffentlicht ein Video seines Abschusses des Flugzeugs auf Telegram und nennt ein Bankkonto auf den Kaimaninseln für die Prämie. Nach den Morden schließt Russland seine Grenzen und versetzt seine Nuklearstreitkräfte in höchste Alarmbereitschaft. Russland kann keine internationale Verfolgung von Musk erreichen, da dies im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt als Kriegsakt betrachtet wird, für den Interpol sich für inkompetent erklärt. Bei einer weiteren UN-Sicherheitsratssitzung am 15. Juni legen die USA ihr Veto gegen eine Resolution zur Verurteilung der Morde ein. Die Welt hält den Atem an, eine Phase der Stagnation tritt ein.
Am 18. Juni gibt Musk ein Interview mit Tucker Carlson auf Fox News. Musk nennt Peskow und Lawrow „Schädlinge“, „Ratten“, „Abschaum“. Carlson stellt Musks Recht in Frage, aufgrund seines Reichtums Todesurteile auszusprechen. Musk wird wütend, argumentiert, dass er sich um die Zukunft der Menschheit, den Planeten und Mars sorge, und weist Carlsons Fragen als „Scheiße“ ab. Er bereut nichts, zitiert 83 Prozent Zustimmung in Meinungsumfragen. Musk wird persönlich, kommentiert einen Pickel auf Carlsons Nase und fragt, ob Carlson Angst vor Putins nuklearem „Knopf“ habe. Musk fordert Putin heraus, den Atomkrieg zu beginnen. Er gibt zu, dass er und Trump Putin noch vor kurzem gelobt hätten, aber Putin habe sein Wort nicht gehalten. Auf die Frage, ob er glücklich über die Toten sei, nennt Musk Carlson oberflächlich und benutzt eine vulgäre Metapher vom Essen und Ausscheiden eines Plattfisches, um Carlsons mangelndes Verständnis zu illustrieren. Musk bricht das Interview ab und wirft Carlson sein Mikrofon ins Gesicht.
Nach der Ankündigung und den Morden erfahren Musks Unternehmen an der Börse zunächst einen Rückgang, dann aber einen enormen Aufschwung, der es ihm ermöglicht, die zuvor verlorenen 100 Milliarden Dollar wiederzugewinnen. Während Putin nach den Morden schweigt, twittert Trump auf Truth Social „Chapeau, Elon!“. Der Sinn des Tweets bleibt unklar. Der Krieg in der Ukraine pausiert, die russische Armee verfestigt ihre Stellungen.
Wanted ist aus einer dezidiert französischen Perspektive verfasst und rezipiert. Die französischen Adressaten des Buches werden nicht nur durch Claudels Position und die Verbreitung des Buches in der französischen Presse markiert, sondern auch durch spezifische Referenzen wie die Erwähnung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron als Teilnehmer der Nobelpreisverleihung, die Beteiligung eines französischen Gerichtsmediziners an Putins Autopsie oder die Anekdote über einen französischen Journalisten/Schriftsteller in Berlin. Claudels eigene Beschreibung seiner Wurzeln in der französischen Provinz („un provincial“, „la France sincère“) und sein Engagement, wie der Goncourt des détenus, tragen ebenfalls zur Verortung des Autors und seines Werkes in einem französischen Kontext bei. Philippe Claudel ist nicht nur ein französischer Schriftsteller, sondern auch Präsident der renommierten Académie Goncourt, was ihn fest im französischen Literaturbetrieb verankert. Philippe Claudel empfindet die omnipräsente Präsenz von Figuren wie Trump, Musk und Putin als einen gewaltsamen „Einbruch“ in die französische bzw. europäische Existenz („Trois fous sont entrés par effraction dans nos existences“, „ces trois types campent dans nos cerveaux et notre vie quotidienne. Je trouve ça violent et indécent“). Diese Figuren werden als „Verrückte“ („fous“, „cinglés“, „dingues“) und „Clowns“ dargestellt, deren Handlungen (wie Trumps bizarre Vorschläge zur Annexion von Territorien oder Musks Kopfgeldankündigung) die Grenzen der Vernunft sprengen und dennoch von der Welt, einschließlich europäischer Führer, die von Trump als minderwertig angesehen werden, ernst genommen und analysiert werden. Der Roman kritisiert implizit den Verfall diplomatischer Normen und einer moralischen Ordnung, die möglicherweise stärker mit einem traditionellen europäischen oder französischen Verständnis von internationalen Beziehungen verbunden sind. Die „wild diplomacy“, verkörpert durch die Protagonisten, wird dem „dialogue“ und „morale“ entgegengestellt, die in dieser neuen Ära an Bedeutung verloren haben.
Macron wird lediglich einmal als „Emmanuel Macron, le président français“, in der Liste der hochrangigen Gäste aufgeführt, die zur Zeremonie erwartet werden. Diese Liste umfasst zahlreiche weitere Staats- und Regierungschefs sowie Würdenträger aus aller Welt, darunter König Charles III., Wolodymyr Selenskyj, Julija Nawalnaja, den US-Vizepräsidenten J. D. Vance, und andere Ministerpräsidenten und Prinzen. Macrons Anwesenheit symbolisiert die globale Relevanz und den weitreichenden Einfluss der von Trump und Musk ausgelösten Ereignisse (Musks Kopfgeld auf Putin, die folgenden Morde und der Regimewechsel in Russland). Die Geschehnisse sind so bedeutsam geworden, dass sie die traditionelle internationale Ordnung durcheinanderwirbeln und hochrangige Führer wie den französischen Präsidenten veranlassen, an einer Veranstaltung teilzunehmen, die von der „wild diplomacy“ und dem Absurden geprägt ist. Die Tatsache, dass Macron – im Gegensatz zu Trump – anwesend ist, während die Hauptakteure Trump und Musk (obwohl Musk stirbt, ist die Zeremonie für ihn) im Mittelpunkt stehen, unterstreicht möglicherweise seine Beobachterrolle oder die Rolle der traditionellen Politik im Angesicht der „verrückten“ Handlungen der neuen globalen „Cowboys“. Die europäische Politik wird von Trump als weniger fähig oder „dumm“ („cons“) im Vergleich zu seinem eigenen „Genie“ dargestellt. Macrons Präsenz auf der Gästeliste unterstreicht auch die burleske und komisch-tragische Natur des Romans: Die Welt muss ernsthaft auf absurde Ereignisse reagieren, und globale Führer nehmen an einer Preisverleihung für jemanden teil, der durch das Aussetzen von Kopfgeldern einen Regimewechsel ermöglicht hat. Macrons Name fügt sich in diese Liste von Anwesenden ein, die das Ausmaß des „dérèglement généralisé“ (verallgemeinerte Entgleisung) der politischen Welt aufzeigen.
Am 19. Juni kündigt der Kreml an, dass Präsident Putin am folgenden Tag um 19 Uhr Moskauer Zeit „zur gesamten Menschheit“ sprechen werde. Dies führt zu weltweiter Anspannung und Spekulationen über eine dramatische Ankündigung, möglicherweise nuklearer Art. Die globale Aktivität auf sozialen Netzwerken und E-Mails verdreifacht sich. Trump spielt Golf und äußert sich abfällig über Putins bevorstehende Rede. Musk reagiert mit „Wer?“ und lacht. Viele Länder erhöhen ihre Alarmbereitschaft, der Flugverkehr wird reduziert, es kommt zu Hamsterkäufen und erhöhten Suizidraten.
Am 20. Juni um 19:00:04 beginnt Putin seine Rede. Er spricht von „menschlichen Brüdern und Schwestern“, verteidigt Russlands Größe und greift die Ukraine als „Land, das nicht existiert“, geführt von „faschistischem Abschaum“, und den Westen an. Er sagt, die Morde an Peskow und Lawrow seien auf Befehl Amerikas erfolgt. Er nennt die USA den „Teufel“, der außer Gefecht gesetzt werden müsse. Putin kündigt an, dass russische Streitkräfte bereit seien, die USA unter einem „atomaren Feuertsunami“ zu begraben. Er zeigt einen kleinen Kasten mit einem Knopf, der die Apokalypse auslösen kann. Er versichert der Welt, dass nur die US-Ziele getroffen würden:
« Le diable aujourd’hui a pour nom et visage les États-Unis d’Amérique. Il est de notre devoir de mettre hors d’état de nuire ce pays, son économie, ses dirigeants, son armée, sa puissance maléfique. Au moment où je vous parle, les forces russes, sous-marines, aériennes, balistiques, n’attendent que mon signal pour noyer sous un déluge de feu nucléaire le monstre d’arrogance qui s’appelle les États-Unis d’Amérique et le faire ainsi disparaître à jamais de l’Histoire.
Il me suffit d’appuyer sur le simple bouton que vous voyez sur ce petit boîtier pour que s’enclenche l’apocalypse qui réduira à néant le pseudo-géant américain, son président bouffon et dépravé et tous les dégénérés drogués, pédophiles, homosexuels et décadents qui l’entourent et le conseillent. Et l’argent, leur argent dont ils ne cessent de se vanter, ne pourra pas les sauver. Leur argent ne leur servira à rien. Mais avant d’enclencher le processus qui rendra le monde de nouveau libre, j’ai encore une chose à vous dire : soyez sans crainte… »
Les milliards d’êtres humains qui regardaient et écoutaient Poutine virent alors ce que lui ne vit pas : les hommes dans son dos retirèrent leur cagoule, mirent leur main droite sur leur arme, firent sauter la lanière de sécurité qui la maintenait dans l’étui et commencèrent à s’approcher du président russe. « … Oui, soyez sans crainte, car vous ne risquez rien vous-mêmes. Nos cibles sont connues. Elles seront atteintes mais je n’ai pas… » Poutine s’arrêta de parler. Il venait d’entendre du bruit dans son dos, sans doute le pas des hommes s’approchant, les armes que les mains avaient sorties de leurs étuis, la sécurité de ces armes qu’on enlevait. Il se retourna brusquement. « Mais qu’est-ce que vous foutez ? » Sa voix ne trahissait aucune peur, simplement un agacement, une colère. C’est quand les hommes le mirent en joue qu’il prit soudain conscience de ce qui se jouait. « Je vous… » Il n’eut pas le temps d’aller plus loin dans sa phrase. La première détonation claqua, qui le fit s’effondrer sur le bureau, puis une deuxième, une troisième, une quatrième, et cela continua.
Philippe Claudel, Wanted, Stock, 2025.
„Der Teufel hat heute einen Namen und ein Gesicht: die Vereinigten Staaten von Amerika. Es ist unsere Pflicht, dieses Land, seine Wirtschaft, seine Führer, seine Armee und seine bösartige Macht unschädlich zu machen. Während ich zu Ihnen spreche, warten russische Streitkräfte, U-Boote, Luftwaffe und Raketen nur auf mein Signal, um das Monster der Arroganz, das sich Vereinigte Staaten von Amerika nennt, in einem Feuerhagel aus Atomraketen zu versenken und es so für immer aus der Geschichte zu tilgen.
Ich muss nur den Knopf drücken, den Sie auf diesem kleinen Kasten sehen, um die Apokalypse auszulösen, die den pseudoamerikanischen Riesen, seinen lächerlichen und verdorbenen Präsidenten und all die degenerierten Drogenabhängigen, Pädophilen, Homosexuellen und Dekadenten, die ihn umgeben und beraten, vernichten wird. Und das Geld, ihr Geld, mit dem sie ständig prahlen, wird sie nicht retten können. Ihr Geld wird ihnen nichts nützen. Aber bevor ich den Prozess in Gang setze, der die Welt wieder frei machen wird, habe ich Ihnen noch eines zu sagen: Fürchten Sie sich nicht …“
Die Milliarden Menschen, die Putin sahen und hörten, sahen nun, was er nicht sah: Die Männer hinter ihm nahmen ihre Sturmhauben ab, legten ihre rechte Hand auf ihre Waffen, sprengten die Sicherheitslasche, die sie in den Holstern hielt, und begannen, sich dem russischen Präsidenten zu nähern. „… Ja, habt keine Angst, denn ihr selbst seid nicht in Gefahr. Unsere Ziele sind bekannt. Sie werden getroffen werden, aber ich habe nicht …“ Putin hörte auf zu sprechen. Er hatte ein Geräusch hinter sich gehört, zweifellos die Schritte der sich nähernden Männer, die Waffen, die aus den Holstern gezogen wurden, die Sicherungen, die entfernt wurden. Er drehte sich abrupt um. „Was zum Teufel macht ihr da?“ Seine Stimme verriet keine Angst, nur Verärgerung, Wut. Als die Männer ihn mit ihren Waffen anvisierten, wurde ihm plötzlich bewusst, was vor sich ging. „Ich werde euch …“ Er hatte keine Zeit, seinen Satz zu beenden. Der erste Schuss fiel, er brach über dem Schreibtisch zusammen, dann folgte ein zweiter, ein dritter, ein vierter, und es ging weiter.
Putins Rede beginnt mit einer hasserfüllten Dämonisierung der USA als „monstre d’arrogance“ und dem „Teufel“, was seine Bereitschaft zum Äußersten unterstreicht. Die Drohung mit einem „déluge de feu nucléaire“ ist die ultimative, global existenzielle Gefahr. Das Detail des „simple bouton que vous voyez sur ce petit boîtier“ macht die potenzielle Apokalypse beiläufig und banal, was die Willkür der Macht und das Gefühl des unkontrollierbaren „Entgleisens“ (dérèglement) der Welt verstärkt, das eine zentrale Thematik des Buches ist. Die „schwarze Diplomatie“ Musks führt direkt zu einer nuklearen Konfrontation. Die Art und Weise, wie Putin stirbt, ist zugleich schockierend und absurd komisch. Mitten in der größten, globalen Drohung, die das Schicksal der Menschheit auf die Spitze treibt, wird er nicht durch äußere Feinde, sondern von seinen eigenen Leibwächtern hinterrücks erschossen. Sein letzter Satz, der mit „Je vous…“ abbricht, und sein letzter Ausruf „Mais qu’est-ce que vous foutez ?“ (Was zum Teufel macht ihr da?) sind von einer verblüffenden Banalität angesichts des Moments. Dieser würdelose Abgang einer Figur, die sich als Retter Russlands und Kämpfer gegen den „Teufel“ inszeniert, unterstreicht den burlesken Charakter des Romans. Es ist eine „farce comico-tragique“, bei der das tragische Potenzial (nuklearer Krieg) durch die Groteske der Ausführung (Ermordung durch Leibwächter mitten in der Rede) ins Absurde gekippt wird.
Während seiner Rede, um 19:00:46 Uhr, wird Putin von hinten von seinen Leibwächtern erschossen. Die Tat wird live im Fernsehen übertragen. Einer der Attentäter hält Putins Kopf an den Haaren hoch und ruft „Es lebe Russland! Es lebe das freie Russland!“. Später wird der Leichnam Putins vor der estnischen Botschaft in Moskau abgelegt und eine von der UN mandatierte internationale Autopsie am 22. Juni bestätigt seine Identität.
Der Tod Putins ist die direkte Konsequenz des Kopfgeldes von einer Milliarde Dollar. Die Leibwächter, die ihn schützen sollten, werden zu seinen Henkern, motiviert nicht durch Ideologie (obwohl Ienko später andere Gründe anführt), sondern durch die schiere Summe des Geldes (auch wenn sie es später ablehnen). Dies ist die Essenz der vom Roman beschriebenen „wild diplomacy“: Nicht Diplomatie oder Moral, sondern die brutale Anwendung von Geld und Gewalt verändert die Weltordnung. Putins Tod mitten in seiner Rede ist ein Symbol dafür, wie die „puissance de l’acte“ („action a supplanté le verbe“) die traditionelle politische Rede und Machtausübung zunichtemacht. Die Szene ist bewusst überraschend und abrupt gestaltet („Il se retourna brusquement“, „Il n’eut pas le temps d’aller plus loin“), was das Gefühl der Plötzlichkeit und Unvorhersehbarkeit in dieser „folle“ Welt widerspiegelt. Die detaillierte Beschreibung der Schüsse und der Reaktionen (der Kameramann, der Befehl zu filmen) erhöhen die Drastik und den „Live“-Charakter des Ereignisses, das als „images les plus célèbres de toute l’histoire des médias et de l’humanité“ dargestellt wird. Dies spielt mit der Idee, dass die vom Roman dargestellte „folie“ und das „burlesque“ die „énormité“ des realen Geschehens noch übertreffen, um es zu entlarven.
Putins Tod eröffnet den Weg für die Ereignisse, die das Buch bis zum Ende prägen: die temporäre Beruhigung der Welt, Musks weiteren Aufstieg (Nobelpreis, Steigerung seines Reichtums), die groteske Rechtfertigung seiner Taten durch Musk und Trump, Musks eigener bizarrer Tod und Trumps Reaktion darauf, sowie die Reflexion über die neue Ära der „stupidité et de l’arrogance“ und der Macht des Geldes/Handelns über Moral/Dialog. Die Szene etabliert die Tonalität des Romans – eine Mischung aus ernsthafter Gefahr und absurd-komischer Darstellung – und das Motiv der Vergänglichkeit der Macht, selbst der totalitärsten, im Angesicht unkonventioneller, „wilder“ Aktionen. Es ist ein Moment, der das Gefühl der beängstigenden Unkontrollierbarkeit und des Grotesken, das den Leser bis zum Schluss begleitet, einleitet.
Am 22. Juni um 17:35 Uhr veröffentlicht Elon Musk auf X ein Video, in dem er dem Kommando gratuliert und sie als „größte Helden des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet. Er postet einen Screenshot, der die Überweisung von einer Milliarde Dollar bestätigt. Trump spielt weiterhin Golf. Nach der anfänglichen Bestürzung nimmt die Welt ihren Lauf wieder auf. Eine provisorische Regierung übernimmt in Russland die Macht, bestehend aus systemkritischen Militärs, Oppositionsführern und Moderaten. Sie kündigt das Ende des Krieges in der Ukraine, den Truppenabzug und freie Wahlen an. Diese Entscheidungen werden von der UN gelobt, und in Russland bricht Jubel aus. Musks Vermögen wächst weiter. Anfang Juli veröffentlicht er eine Liste von über 2300 russischen Bürgern mit ihren Kontaktdaten und finanziellen Informationen. Er gibt ihnen einen Monat Zeit, sich der russischen Justiz zu stellen, andernfalls drohen Kopfgeldprämien zwischen 100.000 und 600.000 Dollar. Die meisten stellen sich, einige versuchen zu fliehen, Dutzende werden später hingerichtet, viele von Viktor Kouniev und seinem Team. Kouniev, ein ehemaliger Spezialoffizier, wird ein berühmter Kopfgeldjäger und übergibt sogar Baschar al-Assad der internationalen Justiz, ohne Prämie.
Die neue russische Regierung, ein Triumvirat bestehend aus General Sergueï Oblonski, Michail Chodorkowski und Julia Nawalnaja (der Witwe Alexej Nawalnys), überweist eingefrorene russische Vermögenswerte in Milliardenhöhe an die Ukraine als Wiedergutmachung. Sie konfiszieren und nationalisieren Putins persönliche Vermögenswerte von über 250 Milliarden Dollar. Ausländische Investoren kehren nach Russland zurück, wobei Elon Musk als Nationalheld empfangen wird. Die Ukraine wird zu einem „Eldorado“ für Wiederaufbau und wirtschaftliche Ausbeutung.
Elon Musk wird oft in absurden Situationen dargestellt, wie dem Halten seines Babys wie einen Shaker oder dem Tragen seltsamer Kopfbedeckungen. Donald Trump wird als exzentrisch, schweißüberströmt und mit überzogener Sprache und Gesten gezeichnet. Seine Rede bei Musks Beerdigung, in der er den Tod verbietet, ist ein Höhepunkt der Absurdität. Musks vulgäre Ausdrucksweise im Interview mit Tucker Carlson und seine Reaktion auf die Ermordung von Putins Doppelgängern („tordant !“ – „zum Totlachen !“) tragen ebenfalls zur grotesken Komik bei. Diese Elemente dienen jedoch nicht nur der bloßen Unterhaltung, sondern sind Mittel, um die dargestellten Personen und die Situation zu karikieren und zu entlarven.
Unter der Oberfläche des Klamauks verbirgt sich eine scharfe Kritik. Die Erzählung kommentiert die Verlagerung der Macht von politischen Führern hin zu reichen Kapitalisten. Musks Handlungen werden als Teil einer neuen „diplomatie sauvage“ analysiert, in der Moral und Dialog durch Handlungsmacht, basierend auf Geld, ersetzt werden. Der Text kritisiert auch die Rolle der Medien bei der Verstärkung des Spektakels und die Verbreitung von Dummheit und Arroganz, die unter Trumps Einfluss zugenommen hat. Die Verwischung der Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, Geschichte und Fiktion wird als zentrales Merkmal der politischen Ära unter Trump dargestellt. Der Text ist insofern ein politischer Text, als er zeitgenössische politische Figuren und Ereignisse aufgreift und kommentiert. Er befasst sich mit globalen Machtverhältnissen, dem Krieg in der Ukraine, dem Einfluss von Milliardären auf die Politik und der Natur des politischen Diskurses in der modernen Welt. Die fiktionalisierte Handlung, die durch Musks Kopfgeldangebot ausgelöst wird und zur Ermordung Putins führt, hat weitreichende geopolitische Folgen, wie das Ende des Ukrainekriegs und einen Regimewechsel in Russland. Dies zeigt, dass der Text politische Themen aufgreift und durchdringt, auch wenn er dies auf unkonventionelle Weise tut.
Anderson Cooper von CNN interviewt Igor Ienko, den Leibwächter, der Putin erschoss. Ienko erklärt, dass es seine Mission war, Putin zu schützen, unabhängig von persönlichen Gefühlen. Er erzählt von einem Erlebnis im Einkaufszentrum, bei dem Putin ihn und seine Frau völlig ignorierte, was ihn erkennen ließ, dass er „nichts“ für Putin war. Ienko sagt, die Tötung sei eine kollektive Entscheidung des gesamten Leibwächter-Teams gewesen. Er bestreitet, dass das Geld von Musk die Motivation war, und nennt eine Milliarde Dollar eine „unwirkliche Summe“, die für sie nichts bedeutete. Was sie beunruhigte, war die Tatsache, dass jemand bereit war, eine solche Summe für eine Tötung zu zahlen, und dass die Welt nicht schockiert war. Dies führte sie dazu, die Beweggründe des Mannes zu hinterfragen, den sie schützten, und ob es sich lohnte, für ihn zu sterben. Sie hielten den Krieg in der Ukraine für einen „schlechten Krieg“. Ienko sagt, das Geld habe „gestunken“. Ihre wahre Belohnung war es, ihr Land wiederbelebt zu sehen, was mehr wert sei als eine Milliarde Dollar. Er beschreibt das Töten als schwierig, selbst bei einem „Abschaum“, und dass er dies bis zum Ende mit sich tragen müsse, aber es sei für sein Land gewesen.
Am 10. Oktober wird Elon Musk der Friedensnobelpreis verliehen. Buchmacher hatten dies vorhergesagt. Musk reagiert unkonventionell und erinnert sich an seinen Kricket-Trainer. Bei der Pressekonferenz macht er groteske Kricket-Bewegungen, während er sein fünfzehntes Kind im Arm hält. Der Vizepräsident der USA, J.D. Vance, reagiert flach. Trump spielt Golf und sagt, er habe den Preis zwar verdient, sei aber froh, dass ein Freund ihn bekommen habe. In einem Interview mit einer deutschen Zeitung kurz vor der Preisverleihung sagt Musk, er habe den Preis verdient, da er die Kriege beendet und Russland zur Demokratie geführt habe. Er erklärt, er „habe ihn nicht gestohlen“ und sei „der König der Welt!“. Über Trump sagt er, sie seien ein Team und er informiere ihn über seine Handlungen. Er nennt Trumps Ausdrucksweise beim ersten Kopfgeld-Moment ein „Pokerface“. Musk verteidigt seine „wilde Diplomatie“, indem er sagt, dass in der Geschäftswelt Ergebnisse zählen und alle Mittel recht sind. Er lehnt die Analyse eines kolumbianischen Forschers ab, der seine Taktik als amoralisch bezeichnete, bei der Geld Macht schafft und Handlung das Wort ersetzt. Musk argumentiert, dass Geld schon immer die Welt gestaltet habe und er lediglich „die Maske fallen gelassen“ habe. Er hält es für moralisch, diejenigen zu töten, die Tausende töten, und vergleicht sich indirekt mit jemandem, der Hitler nicht getötet hat, als er die Chance hatte. Er beschreibt Putins Tod auf Video als „Super-Kick“ und „Kinoszene“, die er selbst geschrieben und inszeniert habe. Er bereut nichts, außer die Idee nicht früher gehabt zu haben. Er sieht seine Taten als Form der Abschreckung. Er diskutiert Machtverhältnisse und erklärt, dass er, obwohl er nicht Präsident ist, letztlich mächtiger sei als Staatschefs, weil er nicht an Gesetze gebunden sei. Er stimmt zu, der mächtigste Mann der Welt zu sein, nur um den Journalisten zufriedenzustellen.
Die Reflexionen im Text beschreiben den Kapitalismus und den Aufstieg der Wirtschaftsmacht gegenüber der politischen Macht. Milliardäre, wie Musk, konnten durch die Globalisierung weltweit Einfluss nehmen. Musks Besonderheit war seine politische Allianz mit Trump, der Codes brach und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischte. Das Verhältnis zwischen Trump und Musk wird als symbiotisches „Gewinner-Gewinner“-Spiel beschrieben, bei dem sie sich gegenseitig stärken. Musk nutzte Trump als „Megastarter“ für seine Ambitionen. Der Gelehrte Noam Chomsky analysiert Musks Ziel, Mars zu erreichen, als Metapher für die absolute Machtübernahme auf der Erde, bei der Geld und Territorium verschmelzen und die Erde zu „Mars“ unter Musks Herrschaft wird. Chomskys Analyse wird jedoch oft abgetan. Am 9. Dezember landet Musk mit zwei weiteren Säuglingen in Oslo. Am 10. Dezember soll die Nobelpreisverleihung stattfinden, bei der viele Würdenträger erwartet werden. Für Musk ist es jedoch zu spät. Seine Leibwächter finden ihn in seiner Hotelsuite im Badezimmer tot auf der Toilette sitzend. Er trägt den Frack für die Zeremonie, aber seine Hose und Unterwäsche sind heruntergelassen. Seine Hand umklammert Toilettenpapier. Er ist an einem Herzinfarkt gestorben. Im Hintergrund läuft ein Fernseher, der HAL 9000 aus „2001: Odyssee im Weltraum“ zeigt, dessen letzte Worte als ironische Grabrede dienen: „Dieses Gespräch kann keinem Zweck mehr dienen. Auf Wiedersehen!“.
Musks Tod verursacht einen globalen Schock. Spekulationen über ein Attentat (möglicherweise von China) entstehen. Trump nennt Musks Tod „bizarr“ und droht Rache an, falls es Mord war. Er sendet Air Force One, um Musks Leichnam zu überführen. Es gibt militärische Ehren auf dem Rollfeld. Die Autopsieergebnisse, die erst sechs Tage später veröffentlicht werden, bestätigen jedoch, dass Musk an einem massiven Herzinfarkt aufgrund stark verstopfter Arterien natürlich gestorben ist. Trump verkündet fünf Tage Staatstrauer. Bei der Staatsbegräbnis am 22. Dezember in Washington hält Trump eine Grabrede, in der er Musk als unersetzlich bezeichnet. Er sagt, sie hätten gemeinsam Geschichte verändert und einen Krieg beendet. Er erzählt, dass Musks Tod ihn zum Nachdenken gebracht und ihm beim Golfspielen eine Offenbarung beschert habe. Trump kündigt ein „Dekret Elon“ an, das den Tod verbietet, bestimmte unersetzliche Personen zu treffen. Er bedauert, es nicht früher erlassen zu haben, um Elon zu retten. Der Text reflektiert über Trumps Einfluss auf die öffentliche Meinung, der die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion verwischte und Dummheit und Arroganz förderte. Forscher im Bereich der Agnotologie (Studie der Ignoranz) dokumentieren, wie Ignoranz, verstärkt durch soziale Medien (genannt „goebbelsche Erfindungen“), sich schneller verbreitet als Intelligenz. Musks Wunsch, Genies zu klonen, wird als Teil einer „Trumpianischen und Muskschen Vision der Welt“ interpretiert, in der Geld die Moral ersetzt, die Fabel die Realität verdrängt und absolute Macht das „Opium“ ist.
Der Text nimmt ihre bekannten öffentlichen Persönlichkeiten, Verhaltensweisen und Rhetorik und übersteigert sie ins Extreme, wodurch sie zu Karikaturen ihrer selbst werden. Trump wird mit seiner Obsession für Golf, seinem IQ und seiner vulgären Sprache dargestellt, Musk mit seinem Reichtum, seiner Mars-Ambition und seinem öffentlichen Auftreten mit Kindern. Putin wird durch seine Live-Ermordung vor laufender Kamera dramatisch dekonstruiert, nachdem zuvor seine inszenierten Auftritte erwähnt wurden. Das Verhältnis ist eines der fiktionalen Übersteigerung realer öffentlicher Personen, um eine spezifische Erzählung und Kritik zu ermöglichen. Der Stil ist oft direkt, konfrontativ und verwendet Umgangssprache oder sogar Kraftausdrücke, besonders in Dialogen. Es gibt detaillierte, manchmal körperliche und ungeschönte Beschreibungen (z.B. Trumps Schwitzen, Musks Aussehen, die Szene von Musks Tod). Der Text wechselt zwischen dialogreichen Szenen (Interviews, Reden), narrativen Beschreibungen von Ereignissen und analytischen, essayistischen Passagen.
Ein Jahr nach Elon Musks Tod gibt Neuralink, Musks Unternehmen, bekannt, dass sein Gehirn und Gewebe konserviert wurden. Sie arbeiten daran, eine Schnittstelle zwischen seinem Gehirn und einem Gedanken-/Sprachtranscoder zu schaffen. Neuralink hat auch sieben Klone von Elon Musk geschaffen, die auf US-Boden geboren und somit amerikanische Staatsbürger sind. Der Papst äußert sich besorgt über die Welt und spricht von der Ankunft des Antichristen und der Perversion der Wissenschaft. Trump antwortet ihm grob auf Truth Social und behauptet, er sei der Einzige mit Gottes WhatsApp-Nummer. Der Text endet mit einer Beschreibung eines schönen Sonnenuntergangs, der die fortbestehende Schönheit der Natur kontrastiert, die jedoch bald keine Menschen mehr zum Genießen haben wird, da die Menschheit ein „Babel aus Lithium und Rechenzentren“ gebaut hat, das zu einem „Zeitalter der Asche“ führt.
Anmerkungen