Pflüger der Erde: Gaspard Kœnig

Einleitung: Ökoterrorismus oder grüner Kapitalismus

Gaspard Kœnigs Roman Humus aus dem Jahr 2023, 1 der im Bücherherbst 2025 auf Deutsch bei Matthes & Seitz erscheint (übersetzt von Tobias Roth), entwirft vor dem Hintergrund der ökologischen Krise eine vielschichtige Erzählung über die Suche des Menschen nach Sinn und Handlung in einer von widersprüchlichen Ideologien und gesellschaftlichen Erwartungen geprägten Welt. Am Ende des Artikels werde ich ein jüngeres Buch von Gaspard Kœnig heranziehen: In seinem philosophischen Werk 2024 Agrophilosophie: Réconcilier nature et liberté bezieht er sich explizit auf seinen Roman Humus und auf die Wege der beiden Protagonisten.

Gaspard Kœnig ist Philosoph, Essayist und Autor – sowohl von Sachbüchern, als auch von Romanen. Er vertritt eine Form des Liberalismus, den sogenannten „liberalen Jakobinismus“, bei dem der Staat eine zentrale Rolle spielt, um individuelle Freiheit vor Bevormundung zu schützen. 2013 gründete er in Paris die Denkfabrik „Génération Libre“, die zu den führenden liberalen Think Tanks Westeuropas zählt, etwa in der Forderung nach dem bedingungslosen Grundeinkommen. Außerdem ist er Chronist bei Les Échos, einer der großen Wirtschaftszeitungen Frankreichs. Der Autor erklärte im Interview, wie seine Neugier im heimischen Garten den Anstoß gab: „Beim Umgraben meines Gartens sah ich all diese Würmer und war von ihrer Vielfalt fasziniert; ich erkannte ihre absolut entscheidende Rolle bei der Bodenbildung. Darwin bezeichnet sie als die natürlichen Pflüger der Erde.“ 2

Gaspard Kœnig, Agrophilosophie: Réconcilier nature et liberté, L’Observatoire, 2024.

Der Regenwurm und der Humus dienen als vielschichtige Metaphern: Sie verkörpern nicht nur die elementare Lebenskraft des Bodens, sondern auch die verborgenen, oft verachteten Schichten der Gesellschaft und die zyklische Natur von Tod und Regeneration im Angesicht menschlicher Zerstörung: Das Werk, das sich der großen Tradition der realistischen Literatur verpflichtet fühlt, gräbt sich tief in die Materie des Bodens und seiner Bewohner, der Regenwürmer, ein, um existenzielle Fragen nach dem Verhältnis von Mensch und Natur, Idealismus und Pragmatismus, Scheitern und Neuanfang zu verhandeln. Es ist eine Geschichte von zwei jungen Agronomie-Studenten, Arthur und Kevin, deren Wege sich anfänglich kreuzen, um dann in radikal unterschiedliche Richtungen zu führen und die Komplexität heutiger Umweltkonflikte widerzuspiegeln. Der Roman entscheidet nicht zwischen den beiden großen Optionen der Protagonisten, sondern analysiert sowohl die Fehler als auch die Vorzüge beider Entwürfe.

Deutsche Übersetzung von Tobias Roth bei Matthes & Seitz.

Wahrhafte Regeneration

Im Zentrum des narrativen Kosmos steht die Einführung der Lumbriciden, jener unscheinbaren Regenwürmer, die der Professor Marcel Combe in einer Vorlesung an der AgroParisTech als „die erste tierische Biomasse der Erde“ bezeichnet und deren wissenschaftliche Würde er vehement einfordert: „Regenwurm ist zunächst einmal kein sehr schöner Name, er soll verletzen. Besser ist es, von Lombricidae zu sprechen, um ihnen ein wenig wissenschaftliche Würde zurückzugeben. Familie: Lombricidae. Art: Lombricus terrestris. Und diese Lombricidae stellen die erste tierische Biomasse der Erde dar.“ 3 Diese anfängliche Vorlesung fungiert als Katalysator für die beiden Protagonisten Arthur und Kevin. Arthur, aus bürgerlichem Hause stammend und geplagt von Öko-Angst, ist frustriert von der künstlichen und entfremdenden Lernumgebung des Saclay-Campus, wo „draußen nur Bulldozer das Erdreich aufreißen“ und die Natur zu einem funktionalen, sterilisierten Raum degradiert wird. Er träumt davon, „seinen Garten zu bestellen“, eine Reminiszenz an Voltaires Candide, die seinen tiefsitzenden Wunsch nach einer authentischen Verbindung zur Natur ausdrückt. Kevin hingegen, Sohn landwirtschaftlicher Arbeiter, begegnet der Welt mit einer stillen Pragmatik. Obwohl er Arthurs intellektuelle Ausschweifungen mit der „Neugier eines Kindes, das eine Fliege beobachtet, die sich den Kopf an einem Fenster stößt“, verfolgt, lässt er sich von Combes Leidenschaft für die Geodrilologie, die Wissenschaft der Regenwürmer, inspirieren. Die Begegnung mit den Regenwürmern und die aufkeimende Freundschaft zwischen dem wortgewandten Arthur und dem schweigsamen Kevin bilden das Fundament ihrer gemeinsamen, wenn auch unterschiedlich motivierten, Auseinandersetzung mit der ökologischen Krise.

Die unterschiedlichen Ansätze von Arthur und Kevin zur ökologischen Krise bilden eine komplexe Figurenkonstellation: Arthur, aus bürgerlichem Hause, ist ein tiefgründiger Idealist, der sich der radikalen Regeneration der Erde verschreibt und dabei zunehmend desillusioniert von gesellschaftlichen Strukturen und dem „grünen Kapitalismus“ wird. Seine Reise führt ihn in die ländliche Isolation und den direkten Konflikt mit den „Zerstörern“ der Natur, wie dem Landwirt M. Jobard. Kevin hingegen, aus einer Arbeiterfamilie stammend, ist ein Pragmatiker und Anpassungskünstler, der seinen Weg im „grünen Kapitalismus“ sucht und eine Wurmkompostierungs-Startup gründet. Seine anfängliche Faszination für Arthurs intellektuelle Welt weicht einer geschäftsorientierten Denkweise, die moralische Kompromisse eingeht.

Die beiden Hauptfiguren werden von weiteren Charakteren ergänzt, die ihre Wege beeinflussen und die thematischen Spannungen verstärken: Anne, Arthurs Freundin, teilt zunächst seine Ideale, findet aber im ländlichen Alltag ihre Grenzen und sehnt sich nach Konvention. Sie wechselt schließlich zu Kevin, was die Spannungen zwischen den Freunden auf eine persönliche Ebene hebt. Philippine, Kevins Geschäftspartnerin, verkörpert den zynischen, amoralischen Kern des „grünen Kapitalismus“; sie ist ehrgeizig, kalkulierend und treibt Veritas Inc. mit allen Mitteln zum Erfolg, ohne Rücksicht auf ethische Bedenken. Ihre Beziehung zu Kevin ist rein zweckmäßig und spiegelt die Instrumentalisierung von Ideen und Menschen wider. Weitere Figuren wie der inspirierende Professor Marcel Combe, die pragmatische Kräuterheilkundlerin Léa, und der politisch radikale Salim dienen als intellektuelle und emotionale Orientierungspunkte, die die Vielschichtigkeit der ökologischen und sozialen Herausforderungen beleuchten und die Entwicklung von Arthur und Kevin prägen. Insgesamt entsteht so ein Geflecht aus Beziehungen, das die Widersprüche zwischen Idealismus und Realität, individueller Verantwortung und systemischem Versagen sowie authentischem Handeln und opportunistischer Anpassung exemplarisch darstellt.

Arthur zieht auf die verfallene Farm seines Großvaters in der Normandie, um dort im Geiste Henry David Thoreaus ein autarkes, naturverbundenes Leben zu führen und den durch Pestizide „toten“ Boden zu regenerieren. Doch die Realität des Landlebens – der zähe Boden, das Scheitern seiner Initialisierungsversuche und der feindselige Nachbar Jobard – lässt seine ökologischen Träume zerplatzen und seine Beziehung zu Anne zerbricht. Er entwickelt Tinnitus, ein permanentes Pfeifen, das seine innere Zerrissenheit und die unaufhörliche „Geräuschkulisse“ einer kranken Welt widerspiegelt. Diese Rückschläge treiben ihn in eine immer radikalere Haltung, die im Manifest der „Extinction Revolution“ und dem Aufruf zur Zerstörung des Systems mündet. Kevin hingegen entscheidet sich für einen anderen Weg: Er taucht ein in die Welt des grünen Kapitalismus, besucht die Elitehochschule HEC, um sein Vermicomposting-Start-up „Veritas“ zu gründen. Mit seiner Partnerin Philippine strebt er nach industrieller Skalierung und begegnet dabei der faszinierenden, aber oft zynischen Welt der Finanzinvestoren in der Silicon Valley, die ihn lehren, dass „die Welt auf Bullshit beruht“. Sein anfangs bescheidenes Ziel, elegante Wurmkomposter für Stadtbewohner anzubieten, entwickelt sich zu einer gigantischen Vision der Müllverwertung, die jedoch moralische Kompromisse erfordert. Die Rolle der Technologie wird ambivalent dargestellt; während sie als Instrument der Zerstörung (Pestizide, Überwachung) und der oberflächlichen Problemlösung (Smart Worms) dient, birgt sie in ihrer einfachen, dienenden Form (individuelle Komposter) auch das Potenzial für eine nachhaltige Koexistenz mit der Natur.

Die Handlung zeichnet ein Bild zunehmender moralischer und existentieller Krisen beider Protagonisten. Arthurs Versuch, den Boden zu revitalisieren, scheitert trotz seiner intensiven Forschung und Hingabe kläglich: Die Regenwurm-Population auf seinem Land stagniert, und der Kampf gegen das Unkraut Rumex symbolisiert seinen vergeblichen Kampf gegen die Widrigkeiten der Natur und die von seinem Großvater hinterlassenen Umweltschäden. Sein rechtlicher Konflikt mit Jobard, der eine Hecke rodet und seine Felder mit Pestiziden vergiftet, mündet in Arthurs verzweifelten Versuch, eine Anklage wegen Ökozids einzureichen, ein Vorhaben, das seine familiären und akademischen Bande endgültig zerreißt. Arthurs wachsender Zynismus und seine Verbitterung treiben ihn in die Arme von Salim und der „Extinction Revolution“, einer radikalen Gruppe, die das System gewaltsam zu Fall bringen will, um die Menschheit zu retten. Gleichzeitig erlebt Kevin in der glitzernden Welt der Start-ups eine andere Form der Desillusionierung. Er muss feststellen, dass „Veritas“ den Großteil des Abfalls nicht kompostiert, sondern verbrennt, ein „Wurm-Washing“, das die Prinzipien ihrer umweltfreundlichen Unternehmung ad absurdum führt. Die Erkenntnis, dass er selbst Teil eines betrügerischen Systems geworden ist, stürzt ihn in eine tiefe moralische Krise. Seine Beziehung zu Anne, die nach der Trennung von Arthur zu ihm gezogen ist, bietet ebenfalls keinen Halt, da sie von fehlender Ehrlichkeit und emotionaler Distanz geprägt ist. So spiegelt der Roman in den parallelen Abstiegen beider Charaktere die unterschiedlichen, aber gleichermaßen schmerzhaften Erfahrungen des Scheiterns und der Kompromisse im Angesicht der scheinbar unüberwindbaren ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen wider.

Der Roman kulminiert in einem doppelten, radikalen Akt: Arthurs gewaltsamer Tod und Kevins moralischer Neubeginn. Arthur, zum „Predator“ der „Extinction Revolution“ aufgestiegen, plant einen umfassenden Sabotageakt, um alle Energiequellen zu zerstören und die Menschheit zu einem erzwungenen Reset zu zwingen. Sein Feldzug in Paris endet in einem chaotischen Kampf, bei dem er von Soldaten erschossen wird, kurz nachdem sein Tinnitus, Symbol seiner inneren Qualen, plötzlich verstummt ist. Sein Tod ist ein Akt des ultimativen Widerstands und des persönlichen Opfers. Kevin, der die Betrugsmasche von Veritas aufdeckt und damit seine virtuelle Millionen verliert, entscheidet sich für einen radikalen Bruch mit der Welt des schmutzigen Kapitals. Er wird zum reisenden Verkäufer kleiner, individueller Wurmkomposter, findet in dieser bescheidenen, direkten Arbeit eine neue Form von Freiheit und Authentizität und setzt damit Arthurs ursprüngliche Vision im Kleinen fort. Die gegensätzlichen Schicksale der beiden Freunde illustrieren die Bandbreite menschlicher Antworten auf die globale Krise – von der kompromisslosen Rebellion bis zum Rückzug ins Einfache, vom grandiosen Scheitern bis zur stillen Regeneration.

Humus ist eine Kritik an modernen Institutionen – von der universitären Agrarforschung, die die Natur entfremdet, über das Finanzsystem, das oberflächliche „grüne“ Lösungen bevorzugt, bis hin zu politischen und medialen Eliten, die Realitäten verzerren oder ignorieren. Der Roman betont die Signifikanz individueller Entscheidungen im Angesicht einer globalen Krise, indem er zeigt, wie radikale persönliche Konsequenzen – sei es durch gewaltsamen Widerstand oder bewussten Rückzug – die Grenzen des Machbaren verschieben und die Möglichkeit einer neuen, wenn auch ungewissen, Zukunft aufzeigen. Das Scheitern, sowohl in ökologischer (Arthurs tote Erde) als auch in moralischer (Kevins „Wormwashing“) Hinsicht, fungiert als zentrales Motiv, das die Protagonisten zu einer Neudefinition ihrer Werte und ihrer Identität zwingt, wodurch es paradoxerweise zu einem Katalysator für Transformation wird.

Kœnigs Sprache, obwohl wissenschaftlich seriös, besticht durch eine anschauliche Eleganz, die selbst trocken anmutende Themen wie die Geodrilologie lebendig werden lässt. Marcel Combes Ausführungen über die Reproduktion der Regenwürmer etwa sind nur scheinbar frivol: „Die Kopulation erfolgt kopfüber. Das Ganze kann mehrere Stunden dauern, was unsere Leistungen als Menschen relativiert!“ 4 Die Aussage unterstreicht Combes Charakter als volksnahen Wissenschaftler und dient gleichzeitig dazu, die vermeintlich überlegene menschliche Spezies in Relation zu den oft unterschätzten Regenwürmern zu setzen. Die Sprache des Romans wechselt zwischen präzisen wissenschaftlichen Beschreibungen und poetischen Passagen, die die Verbindung zur Natur herstellen, wie Arthurs Beschreibung des gefällten Haselnussbaums: „Es war ein Baum mit Eiern, ein normannischer Zauberbaum, dessen Kätzchen wie Hoden herunterhingen.“ 5 Selbst in Momenten tiefster Verzweiflung bewahrt der Text eine sprachliche Dichte, die die Emotionen der Charaktere unvermittelt erfahrbar macht.

Ein prägnantes Zitat, das Kevins pragmatischen, aber moralisch fragwürdigen Ansatz zur Ökologie verdeutlicht, findet sich in seinen Gedanken über das Design seines Wurmkomposters: „Das Ziel war, dass der Bobo mit den glatten Händen, der sich um den Erhalt unserer gemeinsamen Erde sorgt, aber vor dem Gedanken zurückschreckt, seine Finger schmutzig zu machen, niemals die Abdeckung anhebt, unter der es von Regenwürmern wimmelt. „Ökologie, ohne sich schmutzig zu machen“ hätte das Motto lauten können.“ 6 Diese Passage entlarvt die Konsumhaltung vieler wohlhabender Städter, die ökologische Verantwortung delegieren wollen, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Es ist eine Vorausschau auf Kevins spätere Kompromisse im Geschäft, die ihn in das „Wormwashing“ von Veritas verwickeln werden. Seine Fähigkeit, sich an die Erwartungen des Marktes anzupassen, ohne seine innersten Überzeugungen zu verraten, kennzeichnet ihn als „Mann der Welt“, der sich über die Kategorien hinwegsetzt, wie Arthur beobachtet: „Er stand in seiner Einfachheit, in seiner Offenheit für den Moment, in seiner völligen Akzeptanz der Wünsche, die ihn bewegten, über der gewöhnlichen Menschheit.“ 7

Arthurs tiefste Verzweiflung und seine Hinwendung zu radikalen Ansichten manifestiert sich in der Erkenntnis über den Zustand des Bodens: „Nach zwei Jahren kann ich es mit Sicherheit sagen: Der Boden ist tot. Nicht ausgelaugt, nicht verdorben: tot wie ein Stein. Es gibt keine Möglichkeit, ihn wiederzubeleben.“ 8 Diese Aussage ist mehr als eine agronomische Diagnose; sie ist eine existenzielle Kapitulation vor der Zerstörung und ein Aufruf zur radikalen Konsequenz. Die Erde, einst Quelle allen Lebens, ist zu einem „Gerippe“ reduziert, das nur noch durch chemische Substanzen am Leben gehalten wird. Arthurs scharfsinnige Beobachtung, dass „der Mensch die Erde wie eine Orange geschält hat“, bis nur noch ein „silberner Kiesel“ übrig bleibt, offenbart seine philosophische Verzweiflung über die irreversible Zerstörung. Diese Erkenntnis, dass selbst die Wissenschaft an ihre Grenzen stößt und der Boden jegliche Lebensregung verweigert, treibt ihn in die Arme einer extremen Bewegung.

Der zynische Blick des Kapitals auf die Welt wird in der Begegnung Kevins mit dem „Buddha“-Investor in der Silicon Valley auf den Punkt gebracht: „Ich muss einem Regenwurm-Experten nicht erklären, dass die Welt auf Bullshit basiert. Bullshit, Wurmshit. Die Aufgabe eines Mannes wie mir ist es nicht, die Scheiße wegzumachen, sondern sie zu nutzen, um ein paar Blumen wachsen zu lassen. Der Kapitalismus ist ein Haufen Müll. Es gibt diejenigen, die daraus guten Kompost machen, und die anderen.“ 9 Diese schonungslose Analyse des Kapitalismus als ein System, das Abfall nicht eliminiert, sondern zu neuem „Wert“ transformiert, spiegelt die Kernproblematik des Romans wider: Ist ökologischer Fortschritt innerhalb eines Systems möglich, das auf „Bullshit“ basiert? Für den Investor ist das alles ein Spiel, eine Frage der opportunistischen Nutzung von „Müll“, sei es finanzieller oder organischer Art. Er ist die Verkörperung des Systems, das Kevin zu überwinden versucht, in dem er jedoch selbst gefangen ist.

Arthurs endgültiger Abschied von der gemäßigten Ökologie und seine Hinwendung zur gewaltsamen Revolution verdichtet sich in seinem Schlachtruf: „Lang lebe das Leben, Tod den lebenden Toten!“ 10 Dieser Ausruf, den er als „Silbenkette, ideal für Slogans“ einschätzt, ist nicht nur ein politisches Motto, sondern ein existentielles Bekenntnis. Es ist der Schrei eines Mannes, der die Hoffnung auf Reform verloren hat und stattdessen die „toten Lebenden“ – all jene, die passiv zur Zerstörung des Planeten beitragen oder davon profitieren – als Feinde der „wahren“ des Lebens betrachtet. Dieser Aufruf symbolisiert die absolute Polarisierung, die Kœnig in seiner Darstellung der ökologischen Krise entwickelt.

Der Schluss des Romans bietet eine vielschichtige, fast schon mystische Auflösung der individuellen Schicksale und der thematischen Konflikte. Arthurs Tod während des Angriffs der Extinction Revolution ist kein bloßes Scheitern, sondern eine bewusste „Humusation“. Indem er sich buchstäblich in Erde verwandeln lässt, erfüllt er seinen tiefsten Wunsch, zur Regeneration des Bodens beizutragen und den Kreislauf des Lebens fortzusetzen. Die Szene, in der Kevin Arthurs Leichnam nach den Anweisungen seines Freundes in ein mit Kompost gefülltes Grab überführt und eine junge Eiche darüber pflanzt, ist von ergreifender Symbolik: „Das hat ihm hier immer gefehlt“, sagte Kevin. „Mit dem brauchst du sicher keine Hecke mehr! Dieser Baum wird keine Konkurrenz haben. In ein paar Jahrhunderten wird er der König der Hochebene sein. Die Äste werden bis zur Farm von Jobard reichen.“ 11 Arthurs physischer Körper wird zu Humus, der das Wachstum eines Baumes speist, dessen zukünftige Äste symbolisch über Jobards Felder reichen, ein Triumph der Natur über die menschliche Zerstörung. Sein Tinnitus verschwindet kurz vor seinem Tod, ein Zeichen des inneren Friedens, den er in der äußersten Konsequenz seines Handelns findet. Sein Kampf war gewaltsam und endete in einer Niederlage des „Systems“, aber sein Vermächtnis ist die Aussicht auf eine natürliche, friedliche Koexistenz. Der Offizier, der die Szene beobachtet, kann darin nur „Würmer“ sehen und verneint eine „Bestattung“, was die Unfähigkeit des Establishments betont, die tiefere Bedeutung dieses Aktes zu erfassen.

Kevin hingegen, der seine Verbindung zu Arthur und dessen philosophischem Erbe bewahrt (er hört Bachs Chaconne, die ihn an die Vorträge Arthurs erinnert, und liest dessen Bücher), wählt einen Weg der Bescheidenheit und direkten Nützlichkeit. Nach dem Kollaps von Veritas und dem Verlust seines virtuellen Reichtums findet er seine Erfüllung darin, als einfacher „VRP der Regenwürmer“ zu reisen und Vermicomposter an Haushalte und kleine Gemeinden zu verkaufen. Er verkörpert die Idee, dass wahrer Fortschritt nicht in der Mega-Fabrik oder der Revolution, sondern im Kleinen, im Individuellen liegt. Sein Leben ist nun von einer „köstlich einfachen“ Qualität, die im Kontrast zu den komplizierten und oft korrupten Systemen steht, die er verlassen hat. Der Roman lässt damit offen, welche Antwort auf die ökologische Krise die „richtige“ ist. Er legt nahe, dass weder der idealistische Terrorismus Arthurs noch der skrupellose Green-Kapitalismus Philippinens die ultimative Lösung bieten. Stattdessen findet sich vielleicht in der bescheidenen, stetigen Arbeit der Regenwürmer und jener, die sich ihnen verschreiben, die wahre, dauerhafte Regeneration. „Am Ende“, wie Matthieu murmelt, „musste man nur warten“. Das Buch endet nicht mit einem Knall, sondern mit einem leisen Versprechen: Die Natur, und mit ihr der Humus, wird sich am Ende immer durchsetzen, auch wenn die menschlichen Wege dahin tragisch und widersprüchlich bleiben. Die allerletzte Szene, in der Louis die bevorstehende Regeneration des Bodens durch Regen ankündigt: „Es wird regnen. Das ist ein Glück. Man braucht nicht einmal zu gießen“, schließt den Kreis und bekräftigt die Macht der Natur über alle menschlichen Anstrengungen.

Agrophilosophie mit Arthur und Kevin

Das Hauptanliegen von Gaspard Kœnigs Agrophilosophie ist es, eine grundlegende Reflexion über die Beziehung zum Boden, insbesondere zum Humus, zu etablieren. Dabei wird angestrebt, alle Gedanken auf ihre erdverbundenen Wurzeln zurückzuführen und Texte sowie Diskurse durch das Prisma der Pflanzen, die sie durchdringen, neu zu interpretieren. Letztlich verfolgt das Buch die Ambition, die beiden Bedeutungen des Wortes „Kultur“ – die Kultivierung des Bodens und die menschliche Zivilisation – miteinander zu versöhnen und zu vereinen. Er fragt direkt: „Arthur und Kevin, die beiden Helden meines Romans Humus, können sie in derselben Welt leben? Ich wette, ja.“ Diese Frage bildet eine zentrale These, die in Agrophilosophie diskutiert wird: die Möglichkeit, unterschiedliche Ansätze zur ökologischen Krise und zur gesellschaftlichen Transformation zu versöhnen. Die Thesen von Gaspard Kœnigs Roman Humus, die in Agrophilosophie diskutiert und vertieft werden, lassen sich anhand der unterschiedlichen Wege von Arthur und Kevin sowie übergreifender philosophischer Konzepte zusammenfassen:

Der Zustand und die Regeneration des Bodens (Arthur)

In Humus kämpft Arthur darum, den von Pestiziden und intensiver Landwirtschaft „toten“ Boden seiner Großeltern wiederzubeleben. Er stellt fest, dass der Boden so stark abgebaut ist, dass er seine natürliche Fruchtbarkeit verloren hat und zu „mineralisch“ geworden ist. Diese Erfahrung spiegelt die zentrale These von Agrophilosophie wider, dass der Humus das grundlegende Prinzip des Lebens und des Todes ist und dass menschliches Handeln seine zirkuläre Logik respektieren muss.

Seine Bemühungen um eine „Halbkultur“ (demi-culture), die auf agrarökologischen Prinzipien basiert, stehen im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft. Agrophilosophie stellt die Halbkultur als ein ideal dar, das die Menschheit in ihre Umwelt integriert, indem sie Böden und den Humus-Kreislauf respektiert und sich als eine wirklich intensive Landwirtschaft erweist. Dies steht im Gegensatz zum Produktivismus, der die Landwirtschaft auf eine reine Funktion der Gewinnproduktion reduziert.

Arthurs Konflikt mit M. Jobard um das Abholzen von Hecken und die Verunreinigung von Böden führt ihn zu einer radikaleren, öko-anarchistischen Haltung. Agrophilosophie behandelt den Öko-Anarchismus ausführlich und betont die Notwendigkeit einer maximalen Dezentralisierung von Entscheidungen und die Autonomie lokaler Gemeinschaften, um Ökosysteme zu pflegen. Arthur ist inspiriert von Murray Bookchin, dessen Philosophie eine organische Entwicklung der Gesellschaft im Einklang mit der Natur vorschlägt.

Grüner Kapitalismus und großflächige Lösungen (Kevin)

Kevin gründet in Humus ein Unternehmen für Wurmkompostierung, Veritas, mit dem Ziel, organische Abfälle industriell zu verarbeiten und Biostimulanzien zu produzieren. Dies steht im Einklang mit der Diskussion in Agrophilosophie über einen „nicht-wachsenden Kapitalismus“ und „regenerative Finanzen“. Ziel ist es, Kapital für die ökologische Wiederherstellung zu mobilisieren, indem die langfristige wirtschaftliche Rentabilität gesunder Böden betont wird.

Er navigiert in Humus durch die Welt des grünen Kapitalismus, trifft auf Investoren und Bürokratie. Dies wird in Agrophilosophie als Teil der Auseinandersetzung mit der Physiokratie und dem Liberalismus analysiert. Es wird die These vertreten, dass der Markt trotz seiner Tendenzen zur Spekulation ein Werkzeug für den Austausch und die Wertschöpfung bleiben kann, solange er an die Realität der Landwirtschaft gebunden ist.

Kevin steht auch vor der moralischen Frage nach Kompromissen, etwa der gelegentlichen Verbrennung von Abfällen. Dies führt zu einer Auseinandersetzung mit unterschiedlichen moralischen Ansätzen (intentionalistisch vs. konsequentialistisch), die auch in Agrophilosophie thematisiert wird.

Philosophiegeschichtlicher Argumentationsgang

Gerne erläutere ich die fünf Kapitel und deren Unterkapitel von Gaspard Kœnigs Buch „Agrophilosophie. Réconcilier nature et liberté“.

I. Der Obstgarten – Ernten (Le Verger – Cueillir)

Dieses Kapitel befasst sich mit dem Ernten von Früchten aus dem Obstgarten und verbindet dies mit grundlegenden philosophischen Fragen nach Genuss, Eigentumsrechten und individueller Freiheit. Es nutzt die Metaphern des Obstpflückens, um die menschliche Interaktion mit der Natur und gesellschaftliche Normen zu vertiefen.

Le poirier de saint Augustin – Jouir de la nature: Dieser Abschnitt analysiert den berüchtigten Birnendiebstahl des heiligen Augustinus, um die Natur von Begierde, Vergnügen und Sünde zu diskutieren und sie einem einfachen, schuldfreien Naturgenuss gegenüberzustellen.

Les pommes de John Locke – Repenser le droit de propriété: Hier wird John Lockes Eigentumstheorie untersucht, die besagt, dass Arbeit, die mit der Natur verbunden ist, Eigentum schafft, und verwendet das Beispiel des Apfelpflückens, um traditionelle Eigentumsrechte zu hinterfragen und das Konzept eines universellen Grundeinkommens einzuführen.

Le pommier sauvage de Thoreau – Désobéir: Dieser Teil zieht Parallelen zwischen der Wildheit des Apfelbaums und Henry David Thoreaus Philosophie des zivilen Ungehorsams sowie des Strebens nach individueller Freiheit, indem er einen „wilden Geschmack“ am Leben und eine Abkehr von gesellschaftlichen Zwängen befürwortet.

II. Der Gemüsegarten – Produzieren (Le Potager – Produire)

Dieses Kapitel konzentriert sich auf das Anlegen eines Gemüsegartens, was zu Überlegungen über landwirtschaftliche Produktivität, Wirtschaftssysteme und die Beziehung zwischen menschlicher Arbeit und dem Boden führt. Es werden unterschiedliche Anbauansätze, von industriell bis agroökologisch, gegenübergestellt.

Les grains de Quesnay – Aux origines du productivisme: Kœnig diskutiert die Ideen von François Quesnay und der Physiokraten, die als Urheber des Produktivismus identifiziert werden, welcher die Landwirtschaft auf eine reine Funktion der Einkommensgenerierung reduziert und zu einer zentralisierten, autoritären Regierungsführung führt.

Les haricots de Thoreau – Principes de l’agroécologie: Dieser Teil stellt Henry David Thoreaus Bohnenanbau als frühes Beispiel für Agroökologie dar, wobei nachhaltige Praktiken, der Respekt vor dem Boden und ein ausgewogener Ansatz, der das Wohlbefinden über übermäßigen Profit stellt, hervorgehoben werden.

Les oliviers de Thalès – Pour un marché non croissant: Hier wird die Geschichte von Thales‘ Olivenspekulation neu bewertet, um die Natur des Marktes zu diskutieren und plädiert für einen „nicht-wachsenden“ oder „regenerativen Kapitalismus“, der ökologisches Gleichgewicht und Kreislaufwirtschaft über grenzenlose Akkumulation stellt.

III. Die Brachfläche – Wachsen lassen (La Friche – Laisser pousser)

Dieses Kapitel betrachtet unkultiviertes oder aufgegebenes Land und zieht philosophische Erkenntnisse aus dem Konzept der „Brachfläche“ (Friche), um Themen wie Renaturierung, natürliche Resilienz und Formen der sozialen Organisation ohne menschliches Eingreifen zu erforschen.

Les anémones de George Sand – Écoféminisme: Dieser Teil nutzt George Sands Wertschätzung für wilde Anemonen, um ökofeministische Ideen einzuführen, die den Respekt vor der angeborenen Freiheit und Wildheit der Natur betonen und gesellschaftliche Normen hinterfragen, die versuchen, Natur und menschliche Identität zu kontrollieren oder zu kategorisieren.

La ronce de Proudhon – Éco-anarchisme: Kœnig diskutiert Pierre-Joseph Proudhons Ansichten über Eigentum und Anarchie durch die Metapher der Brombeeren und legt nahe, dass die Selbstorganisation der Natur dezentrale soziale Ordnungen inspirieren kann und eine Form des „Öko-Anarchismus“ fördert, die Kooperation und Gegenseitigkeit schätzt.

La forêt de Kant – Éco-multilatéralisme: Hier analysiert der Verfasser Immanuel Kants Metapher des Waldes, um das Konzept der „ungeselligen Geselligkeit“ unter Menschen zu untersuchen, und verbindet dies mit der Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit und eines Öko-Multilateralismus, um globale Umweltherausforderungen zu bewältigen, anstatt reinen Wettbewerb zu fördern.

IV. Der Garten – Verschönern (Le Jardin – Embellir)

Dieses Kapitel vertieft sich in die Kunst der Gartengestaltung zum ästhetischen Vergnügen und nutzt verschiedene Gartenstile als Metaphern für menschliche Versuche, der Natur Ordnung aufzuzwingen, sowie für die philosophischen Implikationen solcher Bemühungen. Es hinterfragt die Motivation hinter Verschönerung und Kontrolle.

Les haies de Hegel – Domination: Dieser Abschnitt nutzt Georg Wilhelm Friedrich Hegels ästhetische Wertschätzung für formale französische Gärten mit geraden Hecken, um seine Philosophie der menschlichen Herrschaft über die Natur und die inhärente Verbindung zwischen der Kontrolle der Umwelt und der Kontrolle der Gesellschaft durch Bürokratie zu illustrieren.

Les chèvrefeuilles de Rousseau – Imitation: Hier wird Jean-Jacques Rousseaus Vorliebe für scheinbar wilde englische Gärten untersucht, die mit Geißblatt geschmückt sind, und enthüllt seine Philosophie der Nachahmung der Natur bei gleichzeitiger geheimer Kontrolle, indem es dies mit dem Gesellschaftsvertrag und der Illusion natürlicher Freiheit verbindet.

Le gattilier de Socrate – Réconciliation: Dieser Teil greift Platons Phaidros-Dialog auf, der in einem natürlichen Heiligtum mit einem Mönchspfefferbaum spielt, und präsentiert ihn als ideales Modell der Versöhnung zwischen menschlicher Kultur und Natur, wo menschliches Eingreifen minimal und respektvoll ist, um philosophischen Dialog zu fördern.

V. Der Boden – Leben und Sterben (Le Sol – Vivre et mourir)

Dieses abschließende Kapitel untersucht das grundlegende Konzept des Humus und des Bodens selbst und dient als Synthese des agrophilosophischen Ansatzes des Buches. Es erforscht die Zyklen von Leben und Tod, die menschliche Verbindung zur Erde und das Potenzial für eine erneuerte, humanistische Ökologie.

L’humus d’Élisée Reclus – Pour une écologie humaniste: Kœnig konzentriert sich auf Élisée Reclus‘ Konzept des Humus als essenzielles Prinzip von Leben, Tod und kontinuierlicher Transformation, und plädiert für eine humanistische Ökologie, die menschliche Handlungen harmonisch in natürliche Zyklen integriert und die Menschheit als „Bewusstsein der Erde“ betrachtet.

Übergreifende philosophische Reflexionen

Das Konzept des Humus als Grundlage des Lebens, des Recyclings und der kontinuierlichen Verbesserung ist für beide Romancharaktere von zentraler Bedeutung und wird in Agrophilosophie als erstes philosophisches Prinzip der Agrophilosophie verankert. Es dient als Gegenmittel zum Gefühl des Absurden. Arthurs Großvater wird als Beispiel für den Produktivismus genannt, der in Agrophilosophie als eine Ideologie kritisiert wird, die die Erde auf eine bloße Einkommensquelle reduziert und zu einer zentralistischen, autoritären Regierung führt. Die Bürokratisierung und die „Stahlkäfige“ der modernen Gesellschaft, die in Humus am Beispiel der AgroParisTech-Schule illustriert werden, sind in Agrophilosophie ein wichtiges Thema, das mit Hegels Idee der Herrschaft über die Natur und Tocquevilles „sanfter Knechtschaft“ in Verbindung gebracht wird.

Agrophilosophie versteht sich als Verbindung persönlichen Erlebens mit philosophischen Debatten und zeitgenössischen Herausforderungen. Der Roman Humus liefert die konkreten Erfahrungen und Charaktere, durch die die abstrakten Konzepte der Agrophilosophie (die Versöhnung von Bodenkultur und menschlicher Kultur, die Notwendigkeit, das Lebendige in das politische Denken zu integrieren, und die Suche nach einem „agrar-anarchistischen“ Ideal) veranschaulicht werden. Das Buch schlägt vor, dass die Frage nach der Kultivierung des Gartens die eigene Weltanschauung offenbart: „Sag mir, wie du deinen Garten bebaust, ich werde dir sagen, wer du bist.“ Gaspard Kœnigs Agrophilosophie verweist so nicht nur explizit auf seine Roman Humus, sondern nutzt die unterschiedlichen Erfahrungen und Ideale der Romanfiguren, um seine zehn agrophilosophischen Prinzipien zu untermauern und einen umfassenden Weg zur Versöhnung von Natur und Freiheit aufzuzeigen.

Zehn agrophilosophische Prinzipien
  1. Der Humus-Kreislauf als Grundlage der natürlichen Evolution verleiht Leben und Tod Sinn, wobei menschliches Handeln diese zirkuläre Logik respektieren muss und alles, was nicht recycelbar ist, als schlecht gilt.
  2. Um sich vom bürokratischen Paradigma zu befreien, benötigt die Menschheit unbebaute Räume (das Wilde) wie wilde Apfelbäume oder Primärwälder, da deren Existenz die Bedingung für autonomes Denken und zivilen Ungehorsam ist.
  3. Der Fortschritt erfordert, die Nostalgie eines Naturzustandes zu überwinden und die vom Menschen verursachte Umgestaltung der Welt anzunehmen, vorausgesetzt, sie trägt zu einer gemeinsamen Entwicklung von Mensch und Natur bei, indem sie Individuen und ihre Vielfalt respektiert und die Humanisierung nach ihren ökologischen Auswirkungen beurteilt wird.
  4. Um das Prinzip der Dominanz zu überwinden, müssen die Eigentumspflichten das Eigentumsrecht, insbesondere in Bezug auf Nutzung und Missbrauch, einschränken und Pflichten gegenüber dem Ökosystem einschließen, um sicherzustellen, dass menschliches Handeln zumindest nicht schädlich ist.
  5. Die Verflechtung der Menschheit mit ihrer Umwelt erfordert eine Semi-Kultur in der Landwirtschaft, die die Böden und den Humus-Kreislauf respektiert und den Prinzipien der Agroökologie folgt, um eine wirklich intensive und nachhaltige Produktion zu gewährleisten.
  6. Ein nicht-wachsender Kapitalismus ist notwendig, der das Prinzip des Humus berücksichtigt, wonach alles Wachsende auch abnehmend sein muss, um Entropie und Unordnung zu vermeiden, und der sich auf einen stationären, regenerativen Markt konzentriert, der produktive Arbeit honoriert, aber keinen Abfall duldet.
  7. Die agrarische Gerechtigkeit wird durch ein universelles Grundeinkommen erreicht, das es jedem Einzelnen ermöglicht, frei zwischen bezahlter Arbeit und unproduktiver Zeit zu wählen, mit dem Ziel, Armut zu beseitigen, anstatt primär Ungleichheiten zu adressieren.
  8. Der libertäre Munizipalismus basiert auf der lokalen Autonomie und der Biodiversität, fördert eine radikale Dezentralisierung und ermutigt die Bürger, ihre Ökosysteme zu pflegen und als Gemeinschaftsgüter zu verwalten, im Gegensatz zur zentralen ökologischen Planung.
  9. Die Föderation ist notwendig, um über die lokale Ebene hinauszugehen und ein Rechtssystem durch aufsteigende Subsidiarität zu schaffen, das die ungesellige Geselligkeit der Menschen und die Spannung zwischen Wettbewerb und Kooperation widerspiegelt und sich auf nationaler Ebene in einer grünen Völkergemeinschaft manifestieren könnte.
  10. Die Ökologie der Freiheit befreit von der Idee der Ursünde und fördert den ungezwungenen Genuss der Natur, wodurch menschliche Freiheit in einem planetarischen Garten erlebt wird, der Selbstbeherrschung statt unbegrenzter Möglichkeiten betont, als Voraussetzung für kollektive Transformation.
Anmerkungen
  1. Ich habe damals hier bereits einen Textauszug von Humus vorgelegt.>>>
  2. „En bêchant mon potager, j’ai vu tous ces vers de terre et j’ai été intrigué par leur diversité ; […] j’ai réalisé le rôle absolument essentiel qu’ils jouent dans la formation des sols. Darwin, […] en parle comme les laboureurs naturels de la terre.“>>>
  3. „Ver de terre, d’abord, ce n’est pas très gentil comme nom, c’est fait pour blesser. Il vaut mieux parler de lombrics pour leur redonner un peu de dignité scientifique. Famille : lombricidae. Espèce : lombricus terrestris. Et ces lombrics représentent la première biomasse animale terrestre.“>>>
  4. „La copulation se fait tête-bêche. La chose peut durer plusieurs heures, ce qui met en perspective nos performances, à nous autres humains !“>>>
  5. „C’était un arbre à couilles, un charme de Normandie, dont les châtons pendaient comme des burnes.“>>>
  6. „Le but était que le bobo aux mains lisses, soucieux de préserver notre terre commune mais dégoûté à l’idée d’y mettre les doigts, ne soulève jamais le capot où grouillent les lombrics. « L’écologie sans se salir », tel aurait pu être le slogan.“>>>
  7. „Il était, dans sa simplicité même, dans son ouverture au moment présent, dans sa totale acceptation des désirs qui le traversaient, au-dessus de l’humanité commune.“>>>
  8. „Au bout de deux ans, je peux l’affirmer : le sol est mort. Pas appauvri, pas détérioré : mort de chez mort. Impossible de le ressusciter.“>>>
  9. „Ce n’est pas à un expert des vers de terre que je vais l’apprendre : le monde repose sur du bullshit. Bullshit, wormshit. Le job d’un type comme moi, ce n’est pas de nettoyer la merde mais de l’utiliser pour faire pousser quelques fleurs. Le capitalisme est un tas de déchets. Il y a ceux qui arrivent à en faire du bon compost, et les autres.“>>>
  10. „Longue vie à la vie, mort aux morts-vivants !“>>>
  11. „C’est ce qui lui avait toujours manqué, ici, dit Kevin. Sûr qu’avec ça, renchérit Louis, plus besoin de haie ! Ce quêne-là n’aura aucune concurrence. Dans quelques siècles, ce sera le roi du plateau. Les branches iront jusqu’à la ferme de Jobard.“>>>

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